Die Weichen für 2023 sind gestellt. Die Zeiten werden herausfordernd bleiben, für Hersteller, Zulieferer und den Handel. So viel steht fest. Dennoch geht man bei BMW in München ehrgeizig ins neue Jahr. Die Automobilwoche gibt einen Ausblick auf die Pläne des Premium-Herstellers in 2023.
Das bringt 2023 für BMW
Während sich das Jahr dem Ende zuneigt, haben die Autohersteller die Weichen längst auf 2023 gestellt. Auch BMW hat viel vor. Die Automobilwoche gibt den großen Überblick zu den Plänen der Münchner.
Es ist das zentrale Gerüst für jeden Autohersteller in der Jahresplanung. Welche Fahrzeuge kommen neu auf den Markt? BMW baut seine kommenden zwölf Monate vor allem um den Launch des ersten elektrischen Fünfers, der Mitte des Jahres vorgestellt werden wird. Wie schon zuvor beim Siebener im April dieses Jahres wird auch der Fünfer mit einer enormen Vielfalt an Antriebsoptionen verfügbar sein. Offiziell hält sich BMW noch bedeckt, doch zu erwarten ist, dass die Premium-Limousine als Verbrenner, Plug-In-Hybrid und eben erstmals vollelektrisch zu haben sein wird.
Weiterer spannender Aspekt: Der Fünfer wird nicht nur elektrifiziert, er kommt dann auch als i5 Touring. Ein Kombi fehlt im vollelektrischen Portfolio der deutschen Premium-Hersteller bisher noch komplett. Audis A6 e-tron Avant wurde zwar bereits als Studie gezeigt, kommt aber nicht vor 2024. Hier könnte BMW mit einem gelungenen Fahrzeuganlauf des in Dingolfing gefertigten i5 vor allem Rivale Audi weitere Marktanteile abjagen.

Die Fünfer der siebten Generation haben die interne Bezeichnung G30. Der Name für den i5 ist noch nicht bekannt.
Im Herbst legen die Münchener dann noch einmal nach und bringen mit dem neuen X2 und dem dann erstmals elektrifizierten Kompakt-SUV iX2 zwei weitere Modelle auf den Markt. Der X2 sortiert sich zwischen dem kleinen X1/iX1 aus Regensburg und den großen SUV X3 bis X8 aus Spartanburg/USA ein. Speziell die kleinen SUV aus Ostbayern sollen in 2023 hohe Stückzahlen erzielen. Offizieller Produktionsbeginn war bereits Ende November, im kommenden Jahr sind X1 und iX1 für Kunden erhältlich. Die Erwartungen bei BMW sind hoch.
Ebenfalls ein Hoffnungsträger ist der brutal kantige SUV XM, der vor allem in den USA in 2023 durchstarten soll. Das Design des Autos sorgte für viel Kritik in sozialen Netzwerken, bei BMW glauben sie dennoch an das Modell. Für die Modelle X5 und X6 steht in 2023 zudem ein Facelift an, das BMW intern "Life Cycle Impulse (LCI)" nennt.
Produktion:
Für 2023 erwartet BMW die Fertigstellung weiterer Bestandteile des Debüt-Werks für die Neue Klasse in Debrecen. Für den Standort in Ungarn wurde im Juni der Grundstein gelegt, seitdem wird auf der Baustelle für das riesige Werk geschuftet. Im November spendierten die Münchener dem Standort noch eine Batteriefertigung. Im Werk Debrecen soll 2025 die wichtige Neue Klasse anlaufen, dafür errichtet BMW eigens ein vollständig neues Werk und investiert über eine Milliarde Euro. Auch die Akquise von Mitarbeitern für Debrecen wird in 2023 ein Schlüsselthema. Ungarische Gewerkschaften berichten von einem Fachkräftemangel, so dass inzwischen Arbeitskräfte aus anderen Ländern für die Standorte der deutschen Hersteller in Ungarn angeworben werden müssen.
Neben Debrecen konzentriert sich BMW in 2023 aber auch auf Ostbayern. Hier soll die Batterieproduktion für die bayrischen Werke von BMW (Dingolfing, München, Regensburg) entstehen. Der Standort wird aktuell gesucht und voraussichtlich im kommenden Jahr fest entschieden. Bereits bekannt ist, dass sich die Regionen Arzberg und Wunsiedel um das neue Werk bewerben. Wer den Zuschlag bekommt, dürfte sich 2023 entscheiden.

Baustelle des neuen BMW-Werks im ungarischen Debrecen
Bereits mit einer Batteriemontage ausgestattet ist dagegen das Werk Leipzig, das in 2023 um eine Produktion von Mini-Fahrzeugen erweitert wird. So läuft der Mini Countryman ab kommenden Jahr auch in Leipzig vom Band. Bisher wurde er im Mini-Werk in Oxford produziert. Zusammen mit Kooperationspartner Great Wall Motors entsteht in China der neue batterieelektrische Mini, der fortan für die europäischen Märkte aus Fernost importiert werden wird.
Einkauf und Lieferketten:
Ab 2023 gilt das Lieferkettensorgfaltspflichtgesetz, das OEMs stärker zu einer Kontrolle der eigenen Lieferketten zwingt. Bei BMW gibt man sich hier bereits vorbereitet und entsprechend gelassen. Einkaufsvorstand Joachim Post sagte der Automobilwoche im Exklusiv-Interview im November: "Da sehen wir uns in einer guten Ausgangssituation, weil wir bereits seit 2014 sehr strikte Vorgaben in unseren Verträgen mit Lieferanten haben."
Stattdessen liegt der Fokus im Bereich Lieferketten in 2023 vor allem auf einer Weiterentwicklung des gemeinsamen, geplanten Datenökosystems Catena-X. BMW gehört zu den Treibern des Netzwerks und sieht hohe Potentiale in einer digitalisierten, gemeinsamen Lieferkette. Anfang Dezember veröffentlichte das Netzwerk ein erstes Whitepaper zur Betriebsumgebung und veröffentlichte erste gemeinsame Standards. Daran will man in München 2023 anknüpfen und sieht hier eine der zentralen Herausforderungen, ist aus der Konzernzentrale zu hören.
BMW geht grundsätzlich stark aufgestellt ins kommende Jahr. Mitte März wird der Konzern dann zur Jahrespressekonferenz für das Geschäftsjahr 2022 nach München bitten. Zu erwarten sind neue Rekordergebnisse. Ein genaues Datum hat der Premium-Hersteller bisher noch nicht kommuniziert.
Aus dem Datencenter: