BMW hat weniger als andere Hersteller mit dem Halbleitermangel zu kämpfen. Auch für das dritte Quartal 2022 legten die Münchner zuletzt starke Zahlen vor. Einkaufsvorstand Joachim Post spricht im großen Exklusiv-Interview über die Entwicklung auf dem Chipmarkt, Einsparpotenziale im Winter und die schwierige Lage der Zulieferer.
Herr Post, der deutschen Automobilindustrie steht ein schwieriger Winter bevor. Halten die Lieferketten bei BMW?
Wenn Sie die Energie- und Gasversorgung ansprechen, stellt sich da in erster Linie die Frage, wie kalt der Winter wird und was das dann für uns bedeutet. Dafür arbeiten wir aktuell in verschiedenen Szenarien und bereiten uns durch Einsparungs-Potentiale für Energie und Gas darauf vor, als Unternehmen unseren Beitrag zu leisten, um gemeinsam durch den Winter zu kommen.
Wie gut kommen Sie denn voraussichtlich durch?
Nach unserem Szenario erwarten wir mit entsprechenden Maßnahmen keine Einschränkungen auf unsere Produktion über den Winter.
Klingt hoffnungsvoll. In welchen Bereichen haben Sie dafür konkrete Maßnahmen ergriffen?
Das Entscheidende ist sicher die Gasversorgung. Da sprechen wir in erster Linie über Prozessgase für die Produktion, gar nicht so sehr über die Wärmeversorgung. Diese Gase benötigt zum Beispiel unsere Gießerei in Landshut. Dabei reden wir über Anlagen, wo Sie nicht von heute auf Morgen plötzlich auf erneuerbare Energien umsteigen können. Wenn Sie die Gasversorgung dort drosseln, ist das immer ein Risiko. Der zweite Bereich, der in diesem Winter im Fokus steht, werden dann unsere Zulieferer sein.
Welche Risiken haben Sie ausgemacht?
Wir haben einen europaweiten Scan durchgeführt, denn unsere Zulieferer sitzen ja nicht nur in Deutschland. So haben wir die komplette Lieferkette durchdrungen und verfügen inzwischen über eine sehr gute Datenlage, welche unserer Zulieferer Prozessgase in welchem Umfang benötigen und welche Unternehmen bei der Drosselung der Gasversorgung schnell Probleme bekommen könnten.