Das Lenkrad bleibt – vorerst

Auch das Auto der Zukunft kommt für ZF-Chef Stefan Sommer nicht ohne Mechanik aus und braucht weiter eine Bremse und eine Lenkung. Benötigen Autos aber noch ein Lenkrad? Ralph Lauxmann, Mitglied der Geschäftsleitung Chassis & Safety bei Continental, spricht von zwei Entwicklungspfaden. Zum einen werden die künftigen Autos ein Lenkrad haben, denn der Fahrer bestimmt weiterhin, wann er die Fahraufgabe selbst übernehmen oder an das Fahrzeug übergeben möchte.

Zum anderen wird es jedoch Fahrzeugkonzepte wie „People Mover“ oder Roboter-Taxis geben, die völlig autonom fahren werden. Damit wären Bedienelemente wie Lenkrad oder Brems- und Gaspedal nicht mehr erforderlich. Die dafür notwendigen Entwicklungen an Systemen, Komponenten und Fahrzeugarchitektur seien bereits „erfolgreich aufgesetzt“, sagt Lauxmann.

Um das Know-how im Lenkungsbereich auszubauen, will Conti mit dem Lenksystemanbieter Nexteer ein Entwicklungs-Joint-Venture gründen. „Dadurch verknüpfen wir die Fähigkeit von Continental in den Bereichen des assistierten und automatisierten Fahrens mit der Lenksystemkompetenz von Nexteer“, erläutert der Conti-Manager.

Die Vorstellung, dass es das Lenkrad irgendwann nicht mehr gibt, kann Alexander Gaedke, Leiter System- und Vorausentwicklung Pkw-Lenksysteme bei Bosch in Schwäbisch Gmünd, nicht schrecken. „Ein Auto ohne Lenkrad ist für viele Menschen heute sicher noch schwer vorstellbar, aber dass es auch ohne geht, haben wir bereits in internen Versuchsträgern bewiesen.“

Entscheidend ist für ihn, in welchen Bereichen die alternativen Bedienelemente eingesetzt werden. „Mit einem Joystick über eine Rennstrecke zu fahren und damit Bestzeiten zu erreichen, kann ich mir tatsächlich nicht gut vorstellen.“ Doch für den normalen Fahrbetrieb seien solche Bedienelemente eine gute Alternative.

Auch bei vollautomatisierten Fahrzeugen der Level vier oder fünf werde es Situationen geben, die manuelle Lenkeingaben erfordern. „Das wird ein Einsatzzweck für neue Bedienelemente werden“, ist Gaedke überzeugt.

Für Karsten Kroos, Chef der Komponentensparte von ThyssenKrupp, hängt die Möglichkeit, Lenkfunktionen neu zu definieren, davon ab, wie eigenständig die Fahrzeugarchitekturen von E-Autos und autonom fahrenden Autos ausfallen. In Autos der Mittel- und Premiumklasse rechnet er noch für lange Zeit mit klassischen Lenkfunktionen inklusive Lenkrad, da hier eher Aspekte wie Fahrdynamik im Vordergrund stehen. In elektrisch angetriebenen Robo-Taxis für urbane Räume erwartet er aber viel schneller neue Fahrzeugkonzepte.

Autos ohne Lenkräder hält auch Glen De Vos, seit März Entwicklungschef beim Zulieferer Delphi, für möglich. Doch mit oder ohne Lenkräder besteht für ihn die eigentliche Herausforderung darin, hoch vernetzte und komplexe Systeme zu entwickeln.

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