München. Ein Insider aus der Reifenbranche erhebt schwere Vorwürfe gegen den ADAC: Die Reifentests sollen manipuliert worden sein. Das berichtet sueddeutsche.de und die WDR-Sendung "Servicezeit". Dem ehemaligen Mitarbeiter eines Reifenherstellers zufolge erfahren die großen Reifenhersteller vor den Tests, welche Reifengröße geprüft wird und wo die Testreifen gekauft werden sollen.
Daraufhin, so der Informant, würden die Hersteller mit großem Aufwand Reifen speziell für die jeweiligen Tests präparieren und auf die dortigen Bedingungen abstimmen. Mit dem Serienmodell haben diese Reifen seiner Aussage nach dann nicht mehr viel gemeinsam. Die eigens vorbereiteten Reifen würden dann an die Verkaufsstellen geliefert, bei denen der ADAC seine Reifen kauft.Sollten diese Vorwürfe, die bisher nur von einem einzelnen Informanten erhoben wurden, stimmen, wäre der Imageschaden für den ADAC und die Stiftung Warentest, die bei Reifentests mit dem ADAC zusammenarbeitet, enorm. Die Reifentests genießen großes Vertrauen, gute Ergebnisse gelte nahezu als Garantie für Verkaufserfolge.Der ADAC bestreitet die Vorwürfe: Die Reifen würden bei drei verschiedenen Händlern gekauft, zudem werde kurz vor dem Test noch einmal nachgekauft. Eine Manipulation sei daher äußerst unwahrscheinlich. "Hersteller haben zu keinem Zeitpunkt Einflussmöglichkeiten auf die Tests. Die Hersteller wissen nicht, welche ihrer Reifen getestet werden", sagteADAC-Sprecher Christian Garrels der Nachrichtenagentur DPA. Es sei aber Standard, dass die Hersteller die Testbedingungen kennen.Zweifel an Objektivität der Reifentests
Am Mittwochabend berichtete zudem das ARD-Magazin "Report Mainz" über Millionenschulden des Clubs in der Türkei: 2008 hatte der Club eine Tochterfirma in der Türkei gegründet, die 2010 pleite ging. Daraufhin gerieten die dortigen Partner des ADAC in Finanznot, einige von ihnen sagten "Report Mainz", der ADAC schulde ihnen noch insgesamt zehn Millionen Euro. "Report Mainz" zufolge hat ADAC-Präsident Peter Meyer 2011 einen Brief an die türkische Botschaft geschrieben, in dem es hieß, er sehe "keinen Weg zu einer Regulierung der Verbindlichkeiten". Der ADAC bedauert, dass seine türkischen Partner nicht bezahlt wurden und will die Vorwürfe prüfen lassen.
Nachdem die „Süddeutsche Zeitung“ auch über Manipulationen bei der Reihenfolge der Modelle berichtet hat, stehen nun alle bisherigen zehn Preisverleihungen infrage. Der ADAC selbst publiziert nur noch das Ergebnis des Jahres 2014. Zu den Vorjahren gibt er derzeit keine Auskunft und verweist auf die laufende Untersuchung der Wirtschaftsprüfer von Deloitte.
Die Automobilwoche hat die Ergebnisse aller Preisverleihungen zum „Lieblingsauto der Deutschen“ zusammengetragen, wie sie in der „ADAC Motorwelt“ publiziert wurden. Ob Europas Autofahrerclub seine Angaben korrigieren muss, zeigt sich am 17. oder 18. Februar, wenn Deloitte die Ergebnisse zu den Jahren 2005 bis 2013 veröffentlicht. Bereits am 10. oder 11. Februar wird über die Preise von 2014 informiert.
Sehen Sie hier für alle zehn Jahre die Modelle auf den ersten drei Plätzen, wie sie der ADAC veröffentlicht hat: Ungeprüfte Sieger und Platzierte