Zu teuer und zu unsicher

Bettina John

Mehrkosten für steigende Automatisierung, Konkurrenz durch Ride Hailing und Zweifel an der Sicherheit bremsen die Bereitschaft, mit autonomen Fahrzeugen zu fahren, so das Ergebnis einer internationalen Verbraucherbefragung.

Dienstag, 4. Februar 2020, 16.10 Uhr

Die Bereitschaft der Verbraucher, mit selbstfahrenden Autos zu fahren, ist weltweit nur sehr gering ausgeprägt. Dies zeigt die Analyse "Autonomes Fahren der Zukunft" von AlixPartners. Befragt wurden dafür weltweit rund 6700 Verbraucher.

Demnach überschätzt die Autoindustrie das Interesse der Verbraucher an hochautomatisierten und vollautonomen Fahrzeugen ebenso wie ihre Bereitschaft, für die neue Technik einen deutlichen finanziellen Aufschlag zu zahlen.

Aktuelle Fahrzeuge verfügen mehrheitlich über Level 2 (Spurhalteassistent, automatisches Bremsen etc.). Der Umfrage zufolge würden deutsche Verbraucher acht bis 24 Prozent Aufschlag für hochautomatisierte Fahrzeuge (Level 4) bezahlen. Im internationalen Vergleich sind deutsche Verbraucher damit – zumindest theoretisch – großzügiger als Chinesen oder Amerikaner, die einen maximalen Aufpreis von acht bzw. neun Prozent akzeptieren würden.

Bequemlichkeit gefragt

Bekommen wollen die Befragten dafür vor allem Bequemlichkeit: So erwarten44 Prozent der Amerikaner, 47 Prozent der Deutschen und 69 Prozent der Chinesen bei autonomen Fahrzeugen eine substanzielle Weiterentwicklung der Infotainment-Systeme und der Innenausstattung.

"Die Automobilindustrie muss weltweit bei jedem Investitionsschritt einen realistischen Blick auf den Return on Investment bei autonomen Fahrzeugen werfen“, sagt Elmar Kades, Automotive-Experte bei AlixPartners. Hersteller sollten klug agieren, "da sich nicht abzeichnet, dass man mit autonomem Fahren schnell Geld verdienen wird". Langfristig handele es sich aber um eine Schlüsseltechnologie.

Als Konkurrenz zum privaten Fahrzeugkauf bringen sich Ride-Hailing-Anbieter mit automatisch gesteuerten und individuell buchbaren Taxis in Stellung. 84 Prozent der befragten Chinesen würden auf ein privates Fahrzeug auch verzichten – wenn die Kosten für die Buchung eines autonomen Ride-Hailing-Services nicht höher sind als für den Unterhalt des eigenen Wagens.

Und das Interesse an Robotaxis und ähnlichen Angeboten ist auch länderübergreifend vorhanden – am ehesten in Ländern mit niedrigem Bruttoinlandsprodukt pro Kopf. Aber auch in klassischen Autoländern wie Deutschland oder den USA würden der Befragung zufolge 52 bzw. 44 Prozent der Verbraucher für kostenneutrales Ride-Hailing auf den eigenen Wagen verzichten.

Niemand will Vorreiter sein

Als weiteren Faktor, der die Verkaufszahlen für selbstfahrende Autos eher dämpfen dürfte, nennt die Untersuchung, dass auch ernsthafte Kaufinteressen sich nicht als Vorreiter sehen und mehrheitlich mit dem Erwerb warten wollen – und zwar fünf Jahre oder länger, nachdem die Fahrzeuge flächendeckend verfügbar sind.

Verkaufserschwerend hinzu kommen Sicherheitsbedenken. Am skeptischsten sind die Deutschen, nur 18 Prozent der Befragten ist von der Sicherheit autonomer Fahrzeuge überzeugt. Am zuversichtlichsten sind die Chinesen, 58 Prozent vertrauen der Technologie – eine beachtliche Quote, immerhin ist China der größte Automarkt der Welt. Italien folgt mit Abstand auf Platz zwei (36 Prozent).

Für die Studie „Autonomes Fahren der Zukunft“ befragte AlixPartners im Frühsommer 2019 rund 6700 Verbraucher, davon 1072 in China, 1019 in Frankreich, 1015 in Deutschland, 1037 in Italien, 1009 im Vereinigten Königreich und 1594 in den USA.

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