Der ZDK fordert Konsequenzen aus der Kritik von mehr als 100 Experten an den Studien hinter den Grenzwerten für NOx und Feinstaub. Die in Berlin und Brüssel geführte Diskussion um Stickoxid-Grenzwerte müsse "auf Basis eines realistischen und wissenschaftlich abgesicherten Szenarios für den Straßenverkehr" geführt werden. Daher unterstütze man den Vorschlag der Experten, die Grenzwerte für NOx und Feinstaub auszusetzen, bis wissenschaftlich begründete Klarheit herrsche, erklärte ZDK-Vizepräsident Thomas Peckruhn.
Ein Aussetzen dieser Grenzwerte würde mutmaßlich auch die Einführung weiterer Fahrverbote aufhalten, möglicherweise auch zu einem Aussetzen bereits bestehender Verbote führen.
Wie "absurd" die Diskussion um den NOx-Grenzwert sei, hätten Messungen und Aussagen von Medizinern in den Medien jüngst deutlich gemacht, schreibt der ZDK. Die "Verteufelung des Diesel-Antriebs" habe die Zahl der Neuzulassungen mit dieser "sparsamen und effizienten Antriebsart" von 45,9 Prozent im Jahr 2016 auf inzwischen nur noch 32,3 Prozent absinken lassen. Das sei ein Grund für den wieder steigenden CO2-Ausstoß bei den Neuzulassungen.
"Noch vor wenigen Jahren wurde der sparsame und effiziente Diesel-Antrieb wegen der guten CO2-Bilanz sogar von Umweltschützern empfohlen", sagt Peckruhn. "Heute reden diese Umweltschützer den Diesel auch auf Basis fragwürdiger NOx-Grenzwerte systematisch kaputt und wundern sich über steigende CO2-Emissionen." Dabei hätten sie diese Probleme mit verursacht. Aufgrund dieser Entwicklung werde der ab 2020 geltende durchschnittliche EU-Grenzwert von 95 Gramm CO2 pro Kilometer für Fahrzeugflotten kaum einzuhalten sein.
Am Mittwoch war eine von 112 Lungenfachärzten und anderen Experten unterstützte Stellungnahme veröffentlicht worden, in der vier Autoren um den ehemaligen Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP), Dieter Köhler massive Kritik an der aktuellen Studienlage üben.
Inzwischen hat sich auch Bundesverkehrsminister Scheuer wohlwollend zu der Kritik geäußert. Der ADAC fordert eine Überprüfung der Grenzwerte durch die EU.
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