München. Eine Balance zwischen Beruf und Privatleben lässt sich im eigentlichen Sinn nur herstellen, wenn beide Bereiche scharf getrennt sind, nur dann kann man sie ausbalancieren. Die Entwicklung geht aber in die entgegengesetzte Richtung: Mehr Freiheit soll dadurch erreicht werden, dass man auch von zuhause aus, etwa zwischen Kindergeburtstag und Schlafengehen noch schnell eine Arbeit erledigen kann. Kein Problem, wenn man damit richtig umgeht, meinen Experten des Personaldienstleisters Michael Page und stellen vier Tipps und Thesen in den Raum:
Work-Life-Balance ist tot – es lebe die Work-Life-Integration
In einer Zeit, in der wir digital immer mehr vernetzt sind, verschwimmt die Linie zwischen Berufs- und Privatleben. Je angestrengter wir versuchen, diese beiden Komponenten zu trennen, desto mehr konkurrieren sie miteinander. Wie steht es um die Work-Life-Balance, wenn man private Social Media-Kanäle im Büro nutzt und gleichzeitig zu Hause berufliche E-Mails liest? Wenn wir Balance als Gleichgewicht verstehen und beiden Teilen die gleiche Gewichtung zuschreiben, dann stellt sich die Frage, ob nicht eine Integration beider Teile zu mehr Ausgeglichenheit führen würde.
Wir möchten unseren privaten Verpflichtungen nachkommen, aber auch beruflich up to date sein. Eine Ausbalancierung setzt Prioritätensetzung voraus, die nicht immer möglich ist. Daher hat sich in letzter Zeit ein neuer Begriff manifestiert, der mehr und mehr in der Arbeitswelt Anklang findet: Die Work-Life-Integration.
Im ersten Moment klingt Work-Life-Integration so, als würde unser Berufsleben unser Privatleben werden. Dabei ist es eigentlich das, was wir uns unter Work-Life-Balance vorstellen, jedoch nie wirklich umsetzen können. Wir wollen früher aus dem Büro zum Geburtstag unserer Kinder, einen Traumurlaub auf den Balearen, mehr Zeit zu Hause verbringen, aber gleichzeitig erfolgreich sein. Lange Bürozeiten halten uns jedoch davon ab, die Arbeit nach Hause mitzunehmen widerspricht dem Gedanken der Work-Life-Balance. Handeln wir nun von einem integrativen Standpunkt aus, gehen wir erst gar nicht ins Büro. Wir buchen unseren Traumurlaub, nehmen aber unseren Laptop oder unser Tablet mit und integrieren beide Teile ausbalanciert miteinander. Auf diese Art und Weise müssen wir in keinem der beiden Bereiche Abstriche machen und stellen so das her, was wir eigentlich anstreben: eine Balance.
Nicht nur Arbeitnehmer profitieren von der veränderten Sichtweise. Auch Unternehmen tun im sogenannten „war for talents“ gut daran, die Bedürfnisse ihrer Angestellten zu berücksichtigen. Führungskräfte reagieren bereits auf den aktuellen Wandel und versuchen, den neuen Work-Life-Quality-Ansatz in ihr Unternehmenskonzept zu integrieren.
Das Engagement in deutschen Führungsetagen lohnt sich laut Goran Baric, Geschäftsführer der PageGroup Deutschland: „Wenn man ohne schlechtes Gewissen und Rechtfertigungsdruck die Arbeit auf später verschieben kann, gibt es keinen Platz für Stress oder Unbehagen. Die Möglichkeit, flexibel zu arbeiten, schafft Mitarbeiter, die ihre Arbeit gerne erledigen. Das ist echte Work-Life-Integration. Unternehmen, die schon heute auf die individuellen Bedürfnisse der Mitarbeiter eingehen, profitieren von langfristiger Mitarbeiterbindung und einer motivierten und produktiven Belegschaft.“
Die viel beschworene Flexibilität im Berufsleben wird vor allem durch eine andere rasante Entwicklung möglich: die Digitalisierung der Arbeitswelt. Je digitaler deutsche Unternehmen werden, desto flexibler können wir uns zukünftige Arbeitsschritte und Prozesse vorstellen. Eine persönliche Anwesenheit im Büro ist vielfach gar nicht mehr nötig, weil man sich von überall auf der Welt in den Arbeitsprozess einklinken oder zuschalten kann. Hier besteht die entscheidende Verbindung zur Work-Life-Integration. Es wird künftig von Mitarbeitern erwartet, mit digitalen Innovationen am Arbeitsplatz Schritt zu halten und zielgerichtet zu arbeiten. Andererseits wird es aber auch zum Alltag gehören, Meetings von zu Hause aus abzuhalten und dabei digital mit dem Arbeitsplatz vernetzt zu sein oder privaten Verpflichtungen in der Arbeitszeit nachzukommen. Die Zukunft deutscher Unternehmen und Mitarbeiter wird dadurch individueller und flexibler.
Mehr Spaß im Beruf bedeutet mehr Spaß in der Freizeit. Es geht nicht mehr darum, Arbeit und Freizeit um jeden Preis zu trennen, sondern effizient zusammenzuführen, lautet das Resümee. Durch die Integration der bisher getrennten Komponenten gelingt der Start in eine neue Work-Life-Quality-Ära, so die Personalspezialisten von Michael Page.
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