Schöne neue Welten prophezeien uns Marktforscher und Analysten. Billionen-Märkte sollen auf Autohersteller und Zulieferer warten. Das Unternehmen braucht nur das richtige digitales „Geschäftsmodell“, eine „Customer Experience“ (gerne auch „Costumer Journey“) oder besser gleich ein ganzes „digitales Ökosystem“.
Bei so viel Neudeutsch und Beraterenglisch darf einem schwindlig werden, geht zwischen den schönen Begriffen doch gerne eins verloren: Der Inhalt.
Was soll das sein, ein „digitales Geschäftsmodell“? Was eine „Costumer Experience“? Ein „Ökosystem“?
Und: Wie viel bleibt am Ende des Tages hängen, wenn man diese Fragen erst einmal im Schweiße des Angesichts von Vorständen, Beratern und Ingenieuren beantwortet hat? Was, wie Thomas Brand Senior Partner bei P.A. Consulting zu berichten weiß, oft sehr viel schwieriger ist als man meinen könnte.
Die Antwort auf die letzte Frage gibt der Experte für Digitalisierungsprozesse in Auto- und Maschinenbau zuerst: „Die Ebit-Margen im traditionellen Automobilgeschäft werden um 30 bis 50 Prozent sinken. Die Marge, die sich aus digitalen Geschäften speist, wird jedoch bei 20 bis 25 Prozent liegen“, so Brand.
Brand begründet seine Annahme so: Betrachtet man die gesamte Wertschöpfungskette in der Automobilindustrie von Forschung und Entwicklung über Design, Material & Beschaffung, Produktion bis hin zu Verkauf, Marketing und Services, lassen sich für jeden der Schritte in der Kette – und damit auch für die Unternehmen, die in dem jeweiligen Bereich entlang dieser Prozesskette tätig sin – traditionelle Margen bestimmen.Im Bereich Design sind Ebit-Margen von 20 Prozent möglich, Unternehmen, wie etwa Zulieferer, die ausschließlich die Produktion von Teilen übernehmen erwirtschaften deutlich weniger Gewinn, nämlich nur rund 5 Prozent. Ein Premiumautobauer, der alle der genannten Wertschöpfungsschritte auf sich vereint, kommt auf im Schnitt 9 bis 12 Prozent Marge.