Der Aufsichtsratschef von Continental und Linde, Wolfgang Reitzle, fordert einen Strategiewechsel in der Corona-Krise. In einem Interview mit der Online-Ausgabe des Wirtschaftsmagazins "Capital" sagte er: "Mit jeder weiteren Woche werden irreparable Schäden für unsere Wirtschaft entstehen. Viele kleinere Firmen werden sterben und nicht mehr wiederzubeleben sein. Aber auch Konzerne sind bedroht." Er halte es für eine Illusion anzunehmen, dass alle Unternehmen vom Staat gerettet werden können. Deshalb dürfe dieser Shutdown nicht zu lange dauern.
Das Versprechen von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier, dass kein Arbeitsplatz verloren geht, hält Reitzle für eine Illusion. "Dieser Shutdown wird zu einem immensen nachhaltigen Wohlstandsverlust für ganz viele Menschen führen, wenn er länger als vier, fünf Wochen andauert", so Reitzle gegenüber capital.de. Ein Ende des Shutdowns direkt nach Ostern sei vermutlich unrealistisch: "Aber im Grunde müsste ab dem 20. April oder spätestens am 27. April wieder hochgefahren und produziert werden. Das wäre schon hart genug, aber viele Unternehmen würden das noch hinbekommen."
Laut Reitzle rechnen alle Konzerne derzeit, wie lange ihr Geld noch reicht. Continental sei zum Glück ein gut durchfinanziertes Unternehmen mit einer geringen Verschuldung. "Auch ein Unternehmen wie Continental kann das nicht länger als einige Monate durchhalten. Ich denke allerdings, dass vielen Politikern das auch klar ist." Er verstehe nicht, warum jeden Tag nur auf Italien und Spanien und nicht auf Japan geschaut wird. "Weshalb orientieren wir uns nach den Ländern mit dramatischem Verlauf und lernen nicht von denen, die ihre Wirtschaft weiterlaufen lassen und dennoch kein Problem haben?"