"Wir sehen vor allem die Chancen, nicht allein die Risiken", sagte VW-Konzernchef Matthias Müller vor rund 400 Journalisten am Vorabend des Genfer Autosalons. Traditionell nutzen Volkswagen und Daimler den Abend, um auf die Messe und das Auto-Jahr einzustimmen.
Im Zentrum von Müllers Rede standen die Umbrüche in der Branche, wie neue Zusammenschlüsse, neue Technologien und neue Mitspieler. Er sehe das als Ansporn. "Trotz allen Herausforderungen: Wir von Volkswagen bleiben Optimisten", so Müller. Dieser Satz aus dem Munde des Vorstandsvorsitzenden eines Unternehmens, das wohl eines der schlimmsten, wenn nicht das schlimmste Jahr seiner Geschichte überhaupt hinter sich hat - mehr als bemerkenswert.
Müller schien offenkundig stolz dem Publikum zeigen zu können, was der Konzern trotz aller Mühen der vergangenen Monate auf den Weg gebracht hat. Die Studie "Sedric" etwa. Ein selbstfahrender Kleinbus mit vier Sitzen. Das Fahrzeuge wird wohl als Basismodell für weitere vollelektrische und vollautonome Busse fungieren. VWs neue Mobilitätsmarke MOIA - interessanter Weise lautet die offizielle Sprachregelung nun nur noch "Gesellschaft", während VW im vorigen Jahr selbst noch von der 13. Marke im Konzern sprach - wird mit großer Wahrscheinlichkeit der erste Anwender der Brüder und Schwester von Sedric werden. Als Shuttle im Stadtverkehr müssten dann allerdings noch ein paar Sitze mehr dazu kommen.
"Aber unser Concept Car steht für ein neues Selbstverständnis und für eine neue Form der Zusammenarbeit und des Know-how-Transfers im Konzern", betonte Müller. Sedric sei das erste eigene Concept Car des Konzerns - also der gesamten Gruppe, nicht einer einzelnen Marke. "Der Konzern ist Impulsgeber und Inkubator für Ideen. Er schaut weit in die Zukunft", so Müller.
Müller warf nochmals einen knappen Blick zurück auf das vom Dieselskandal geprägte Jahr, gab dann aber die Losung für die Zukunft aus. Der Auftrag an VW laute: "Im Hier und Jetzt die besten Fahrzeuge zu designen, zu entwickeln und zu bauen. Und gleichzeitig die Mobilität von Morgen zu gestalten."
Der Verbrennungsmotor werde die Industrie "noch mindestens zwei Dekaden begleiten", so der VW-Chef. Gleichzeitig arbeite man "mit großer Begeisterung" an der elektrischen Zukunft. Müller: "Wir bringen bis 2025 mehr als 30 zusätzliche, reine E-Fahrzeuge auf den Markt."
Sedric sei der Ideengeber für das autonome Fahren - einen weiteren Trend, den Müller besetzen will. "Auch wenn das selbstfahrende Automobil eher noch ein faszinierendes Versprechen ist", sagte Müller, "ich bin überzeugt: Das automatisierte Fahren wird individuelle Mobilität für uns alle sicherer, komfortabler und effizienter machen."
Deshalb werde der Konzern in den nächsten Jahren mehrere Milliarden Euro in die autonomes Fahren und künstliche Intelligenz stecken. Müller versprach: "Wir holen Top-Spezialisten an Bord und wir bündeln die Kräfte im Konzern."
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