Um trotz Fachkräftemangel die benötigten Mitarbeiter zu finden, setzen Personaler immer stärker auf das sogenannte Active Sourcing – sie machen sich via Social Media aktiv auf die Suche nach potenziellen Mitarbeitern. Wie das funktioniert und welche Strategien Jobinteressenten verfolgen sollten, um dort möglichst gut gefunden zu werden, erläutert Katharina Hain, Abteilungsleiterin Bewerbungsmanagement Engineering, beim Personaldienstleister Hays, im Interview mit Automobilwoche.
Frau Hain, welche Netzwerke nutzen Arbeitgeber und Recruiter für das Active Sourcing vorzugsweise?
Man unterscheidet innerhalb von Social Media die sogenannten Business-Netzwerke Xing und LinkedIn sowie die sozialen Netzwerke, die einen höheren Freizeitgehalt aufweisen, wie beispielsweise Facebook, Twitter, Instagram und Co. Generell hat jedes Netzwerk eigene Recruiting-Potenziale, allerdings sind für die Direktansprache primär die klassischen Business-Netzwerke Xing und LinkedIn geeignet, denn hier steht der berufliche Kontext im Vordergrund. Eine Kontaktierung über diese Plattform ist durchaus erwünscht und einfacher umzusetzen als einen Kandidaten via Instagram, Facebook oder Twitter anzusprechen.
Durchsuchen Recruiter die Business-Netzwerke nur nach fachlichen Qualifikationen möglicher Kandidaten oder auch nach deren Soft Skills?
Das hängt vom jeweiligen Netzwerk ab. Xing beispielsweise bietet seinen Mitgliedern die Möglichkeit, innerhalb der Profildetails die eigenen Kompetenzen als Schlagwörter zu hinterlegen, und zwar im „ich suche/ich biete“-Bereich. Diese Kompetenzen können sowohl fachliche als auch persönliche Qualifikationen beinhalten. Anhand dieser hinterlegten Angaben verbessert sich das Ranking des Profils innerhalb der Suchabfrage.
Welche Regeln sollte ein Jobsuchender befolgen, damit er in einem Business-Netzwerk von potenziellen Arbeitgebern gut gefunden werden kann?
Hier gilt die Faustregel: Je detaillierter ein Kandidatenprofil ist, desto besser ist ein Abgleich zwischen einem Stellenprofil und den Kompetenzen von Kandidaten möglich. Wichtig ist zudem, das Profil stets aktuell zu halten. Wer sich als Bewerber mit einem veralteten Profil beruflich präsentiert, kann schnell den Eindruck erwecken, im Job womöglich ebenfalls nicht auf Zack zu sein. Bei den Bewerbungsunterlagen reichen Sie ja auch keinen veralteten Lebenslauf ein.
Es empfiehlt sich zusätzlich, ein professionelles Profilfoto einzupflegen; hier gilt die alte Weisheit: ein Bild sagt mehr als tausend Worte! Oftmals erweckt ein ungepflegtes Profil den Anschein, dass der Inhaber zu faul oder unprofessionell sei oder irgendetwas mit dem Profil nicht stimme. In der heutigen Zeit von Fake-Profilen und Fake News sind die Nutzer von Social und Business Networks wie Xing und LinkedIn vorsichtiger bei der Vernetzung und Kontaktierung geworden. Zudem hilft ein Foto dabei, die Erinnerung an eine persönliche Begegnung wachzurufen – zum Beispiel, wenn sich beide Ansprechpartner bereits auf einer Karriere-Messe kennengelernt haben.
Was sollten Kandidaten beherzigen, damit sie möglichst nur Jobangebote bekommen, die auch wirklich zu ihren Fähigkeiten passen?
Grundsätzlich gilt: Je detaillierter das Profil gepflegt wird, desto zielgerichteter und passgenauer erfolgen die Stellenangebote von Recruitern. Nutzen kann man zudem die verschiedenen Möglichkeiten der jeweiligen Plattformen, die hinsichtlich der Karrierewünsche für Kandidaten zur Verfügung stehen. In Xing gibt es dafür beispielsweise die Rubrik „Karriere-Wünsche“. Hier kann es bei einer aktiven Jobsuche nicht schaden, dies auch öffentlich Recruitern zu verdeutlichen, in dem der Status auf „Aktiv auf Jobsuche“ gesetzt wird.
Zusätzlich bietet Xing mittlerweile auch spezielle Mitgliedschaften – die sogenannte ProJobs-Mitgliedschaft – speziell für Jobsuchende an, die das eigene Profil dann noch einmal mehr ins Blickfeld von Recruitern rücken, als die klassischen Basis- oder Premium-Profile.
Gelten diese Tipps für alle Netzwerke, oder gibt es hier Unterschiede?
Es existieren zwar Unterschiede, wobei die Business-Netzwerke Xing und LinkedIn sich bei Profilpflege und -angaben aber recht ähnlich sind. Die Social Networks Facebook & Co. unterscheiden sich schon deutlich stärker, da dort der Fokus eher auf dem privaten Bereich liegt. Profildetails beschränken sich meist auf Rahmendaten wie Name, Wohnort, Profilspruch & Co., was die Auffindbarkeit speziell für Recruiter eher beeinträchtigt und so das Sourcing erschwert.
Arbeitgeber sollten die Social Networks dennoch nicht außer Acht lassen. Denn für die indirekte Rekrutierung mittels Employer-Branding-Maßnahmen können sie durchaus von Bedeutung sein. So können sowohl die Marke selbst sowie deren Bekanntheit durch Unternehmenspräsenzen auf den jeweiligen Kanälen, wie beispielsweise einer Facebook Fanpage gestärkt werden, sodass dadurch Kandidaten auf das Unternehmen aufmerksam werden und sich im besten Fall proaktiv bewerben.
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