Was wurden den Beschäftigten in den Werken Emden und Hannover heute mitgeteilt?
Die Beschäftigungssicherung für Emden wird mehrere Jahre verlängert werden und zwar wohl bis 2028. Das berichtet unter anderem die Deutsche Presse-Agentur sowie die "Emder Zeitung" online. Bislang gilt für die Volkswagen-Belegschaft in Deutschland nur eine Beschäftigungssicherung bis 2025. (Lesen Sie hierzu aktuell: "Belegschaft in Emden wird schrumpfen: VW-Werke Emden und Hannover ab 2022 Elektro-Standorte)
Die Regelung gelte auch für das Werk in Hannover, um Risiken bei der Einführung der Elektromobilität abzufedern, berichtete das "Handelsblatt". Das Transporterwerk in Hannover soll demnach das neue Elektromodell ID Buzz fertigen. Insgesamt sollten mehr als 20.000 Mitarbeiter an beiden Standorten den zusätzlichen Schutz bekommen.
Der mit dem Umbau zur E-Auto-Fabrik notwendige Personalabbau soll nach Informationen der "Emder Zeitung" vor allem über Altersteilzeit erreicht werden.
Welches Problem gibt es mit dem Werk Emden?
In Emden wird der Passat produziert. Dieser verkaufte sich zuletzt deutlich schlechter. Statt 290.000 Neuwagen zur vollen Auslastung waren dieses Jahr nur noch 250.000 Autos geplant, statt Mehr- gab es Kurzarbeit und Schließtage. 2017 gab es in Emden wegen der Passat-Flaute 20 Tage Kurzarbeit und mehrere Tage Produktionsstopp. 2017 liefen exakt 234.234 Autos vom Band.
Warum läuft der Passat nicht mehr so gut?
Die sinkende Nachfrage hat mehrere Gründe: Zum einen verkaufen sich Limousinen in den vergangenen Jahren allgemein immer schlechter. Die Kunden bevorzugen eine höhere Sitzposition und bessere Sicht, wie es die sportlichen Geländewagen (SUV) bieten. Zum anderen leidet der Passat - ein klassisches Modell für Vielfahrer, wie etwa Außendienstler im Vertrieb - unter der Dieselkrise. Die Verunsicherung bezüglich der Restwerte ist groß, Fuhrparks haben auf andere Modelle umgeschwenkt.
Welche Modelle soll Emden nun bekommen?
Nach ersten Berichten des Handelsblatts gab es auf den Betriebsversammlungen klare Aussagen dazu, wann die Produktion der Elektroautos in Emden und Hannover tatsächlich beginnen soll. "Nach den Plänen der Wolfsburger Konzernstrategen wird die E-Fertigung in beiden Fabriken voraussichtlich im Jahr 2022 starten", so das Blatt. Emden solle nach und nach vollständig auf die Fertigung von Elektroautos umgestellt. Das wichtigste Modell des Werks soll dem Bericht nach ein "elektrifiziertes Einstiegsmodell für weniger als 20.000 Euro" auf Basis des MEB werden.
Für die Produktion der E-Autos im Emden spricht auch, dass das Emden sich aus Ökostrom aus den Windparks im Wattenmeer speisen könnte und so eine "Null-Emissions-Produktion" von VW-Elektro-Modellen möglich wäre.
VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh hatte das Management bereits im Sommer dieses Jahres aufgefordert, für die Auslastung des Werks in Emden zu sorgen. "Wenn der Trend in Richtung Elektromobilität gehen würde, dann brauchen wir natürlich auch ein Elektroauto in Emden", sagte er im August und betonte: "Wir wollen nur, dass der "Zukunftspakt" eingehalten wird - 290.000 Fahrzeuge im Jahr 2020." Der Betriebsrat hatte Emden auch für die Produktion von Batteriezellen ins Gespräch gebracht. Osterloh nannte dabei die Nähe zu den Windkraftanlagen an der Küste als Standortvorteil.
Was passiert nun mit der Passat-Produktion?
Handelsblatt und dpa berichten übereinstimmend, dass die Produktion der Passat-Limousine nach Osteuropa verlegt werden soll. Die Fertigung werde, so das HB, bei der tschechischen Tochter Skoda im Werk Kvasiny konzentriert.
Wann ist mit einer Entscheidung zu rechnen?
Volkswagen informierte zugleich heute bei Betriebsversammlungen in Hannover und Emden über die Pläne. Am Freitag, 16. November, entscheidet der Volkswagen-Aufsichtsrat über künftige Investitionen und strategische Weichenstellungen. In den kommenden Jahren will VW - so hieß es noch zu Jahresbeginn - 1,1 Milliarden Euro in Emden investieren.
Welche Rolle spielt das Werk Emden im VW-Produktions-Netz?
Das Werk Emden wurde1964 als "Fabrik am Meer" an der Emsmündung gegründet und produzierte zunächst den VW Käfer, der vom Hafen Emden in die ganze Welt verschifft wurde. Seit 1977 läuft in Emden das Modell VW Passat vom Band, aktuell als Limousine, Variant sowie Alltrack und GTE. Seit 2017 auch das VW-Oberklassemodell Arteon. Aktuell sind dort mehr als 9000 Mitarbeiter beschäftigt. VW ist damit der größte industrielle Arbeitgeber nördlich des Ruhrgebietes und westlich von Bremen. Bis heute wurden hier insgesamt über 11 Millionen Fahrzeuge produziert.
Was sah die ursprüngliche Planung für das Werk Emden vor?
Noch zu Beginn des Jahres hatte der Leiter des Werks Emden, Andreas Dick, gegenüber Regionalmedien berichtet, dass man sich von der Verlagerung des Modells Passat Variant Ende 2018 von Zwickau nach Emden höhere Stückzahlen verspreche. Außerdem sollte in Emden ein viertes Modell als zusätzliches Standbein neben Passat Variant, Limousine und Arteon vom Band laufen - dieses ebenfalls auf Arteon-Basis. Damals peilte der Werksleiter noch für 2020 eine Jahresproduktion von mindestens 290.000 Fahrzeugen in Emden an. (Mit Material von dpa)
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