Der Plan des früheren Daimler-Chefs Dieter Zetsche war klar: Nach der Ablösung durch seinen Wunschnachfolger Ola Källenius wollte er sich 2021 nach einer zweijährigen "Abkühlphase" aus Gründen der Corporate Governance in den Aufsichtsrat von Daimler wählen lassen und dort den Vorsitzenden Manfred Bischoff beerben. Doch einem Bericht des "Handelsblatts" zufolge lehnen wichtige Investoren den Plan ab. "Eine Rückkehr von Dieter Zetsche in den Aufsichtsrat ist für uns vollkommen ausgeschlossen", sagt etwa Michael Muders, Fondsmanager bei Union Investment. Der gleichen Meinung ist auch Marc Tüngler, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, der es für "nahezu unvorstellbar" hält, das Zetsche 2021 in den Aufsichtsrat wechselt, "geschweige denn dessen Vorsitz übernimmt".
Daimler hatte vor wenigen Tagen die zweite Gewinnwarnung innerhalb weniger Wochen veröffentlicht. Die Umsatzrendite der Kernmarke Mercedes-Benz wird in diesem Jahr wohl bei nur fünf Prozent liegen. Besonders schlecht sieht in der Van-Sparte aus, die den erst vor wenigen Jahren eingeführten Pick-up X-Klasse wohl wieder einstellen muss. Für weitere Belastungen in der Autosparte sorgen der immer noch nicht restlos aufgeklärte Abgasskandal sowie Probleme mit Airbags des Zulieferers Takata. Dem Konzern drohen erneut die Rückrufe von Tausenden von Autos. Der Schuldige steht für die Aktionärsvertreter fest: Dieter Zetsche. Ob er noch eine Chance auf den Aufsichtsratsvorsitz hat, wird davon abhängen, wie sich die Situation bei Daimler in den kommenden Monaten entwickelt.
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