Im Frühjahr 2021 soll auf einer Bundesstraße im Südwesten ein Feldversuch mit Oberleitungen starten. Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) ist überzeugt davon, dass die Technologie einen großen Beitrag leisten kann, um den CO2-Ausstoß des Schwerlastverkehrs deutlich zu reduzieren. Während der dreijährigen Testphase sollen aber auch Lkw mit anderen Antrieben zum Vergleich herangezogen werden. Dazu gehört nun auch ein Brennstoffzellen-Lkw des Herstellers Iveco. Dabei handelt es sich um einen Prototypen des Nikola Tre, der ab 2023 am Standort Ulm in Serie gefertigt werden soll.
Damit können alle im Moment am Markt existierenden Technologien für einen klimafreundlichen Güterverkehr auf der Straße erprobt und ausgewertet werden. "Oberleitung, Brennstoffzelle, batterieelektrische Antriebe und Hybride mit reFuels – das ist einzigartig, weltweit!", sagte Hermann vor Journalisten. So schickt beispielsweise auch der Daimler-Konzern einen batterieelektrischen Actros ins Rennen. Lkw-Chef Martin Daum gilt als Kritiker der Oberleitungen. Er hält die Technologie für veraltet und die immensen Investitionen in die Infrastruktur für überflüssig.
Bei den Oberleitung-Lkws handelt es sich um Hybride, die einen Dieselmotor sowie einen Elektromotor mit Batterie an Bord haben. Diese wird während der Fahrt über die Oberleitung mit Strom versorgt, damit das Fahrzeug auch auf Strecken ohne Stromzufuhr emissionsfrei fahren kann. Ist die elektrische Energie aufgebraucht, fährt der Lkw mit synthetischen Kraftstoffen weiter. Während der bis Frühjahr 2024 dauernden Versuche sollen auf der Strecke pro Tag rund 128 Lkw-Fahrten absolviert werden, was etwa zehn Prozent des Verkehrsaufkommens mit Lkw insgesamt entspricht. Die Strecke im badischen Murgtal wurde ausgewählt, weil dort mehrere Papierfabriken angesiedelt sind und die Verkehrs- und Lärmbelastung sehr hoch ist. Der Versuch kostet knapp 20 Millionen Euro, ein Großteil der Summe wird vom Bund übernommen.
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