Werner Lieberherr, Vorsitzender der Geschäftsführung von Mann+Hummel, verlässt den Filterspezialisten mit sofortiger Wirkung. Als Grund verwies das Unternehmen auf unterschiedliche Auffassungen über die künftige strategische Ausrichtung. Lieberherr war erst Ende Oktober 2018 zu Mann + Hummel gekommen. Übergangsweise werden nun Nicolaas Zerbst und Emese Weissenbacher die Geschäfte führen.
Aufsichtsratschef Thomas Fischer kündigte an, man werde sich für die Suche nach einem Nachfolger "ausreichend Zeit nehmen". Der Umsatz von Mann+Hummel war 2018 zwar leicht auf 3,98 Milliarden Euro gestiegen, das Ergebnis hingegen brach um etwa die Hälfte auf knapp 93,6 Millionen Euro ein. Eine Effizienzstrategie soll dabei helfen, in diesem und im kommenden Jahr weltweit 100 Millionen Euro einzusparen.
Der gebürtige Schweizer Lieberherr, der vom US-Luftfahrtunternehmen B/E Aerospace gekommen war, hatte schon kurz nach seinem Amtsantritt im Februar ein striktes Sparprogramm angeordnet, um die Ertragssituation zu verbessern. Dies beinhaltete auch den Abbau von weltweit 1200 Stellen, darunter 300 in Deutschland. Über ein Abbfindungsprogramm verließen Mitarbeiter vor allem an den Standorten Ludwigsburg, Marklkofen, Speyer und Himmelkron das Unternehmen. So wurde etwa auch die Kommunikationsabteilung am Stammsitz in Ludwigsburg erheblich ausgedünnt.
Wichtig sei es, die richtige Anzahl Mitarbeiter an den richtigen Orten zu haben, hatte Lieberherr der Automobilwoche am Rande der IAA gesagt. "In einem börsennotierten Unternehmen sind derartige Restrukturierungen eine Selbstverständlichkeit." Aussagen wie diese sind in dem traditionsreichen Familienunternehmen mit rund 20.000 Mitarbeitern aber offenbar nicht nur auf Gegenliebe gestoßen. So war unter den Mitarbeitern auch Kritik am Führungsstil von Lieberherr zu vernehmen, der nicht ausreichend mit den Beschäftigten kommuniziert habe.
Hinzu gekommen sein sollen auch Differenzen mit der Finanzchefin Emese Weissenbacher. Sie genieße den Rückhalt von Aufsichtsratschef Thomas Fischer, der die Mann-Familie vertritt, heißt es aus dem Umfeld des Unternehmens. Weissenbacher hat 1994 als Praktikantin im Unternehmen angefangen und ist seit Juli 2015 kaufmännische Geschäftsführerin.
Mit Nicolas Zerbst übernimmt ein erfahrener Manager aus dem eigenen Haus zumindest vorübergehend die Geschäfte. Er war Ende November 2018 als Chief Operating Officer in die Geschäftsführung bei Mann+Hummel gekommen. Zuvor verantwortete der Südafrikaner die Produktion beim Abgasspezialisten Eberspächer in Esslingen. Unter anderem war Zerbst auch bei Faurecia und Ford tätig.
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