Frankfurt. Mercedes will die Produktion in den deutschen Stammwerken flexibler gestalten und sucht dabei den Schulterschluss mit den Arbeitnehmervertretern. "Wenn wir eines brauchen, dann ist es Flexibilität. Und die geht nie im Alleingang - sondern nur gemeinsam, davon bin ich überzeugt", betonte der neue Einkaufs- und Produktionschef der Pkw-Sparte, Andreas Renschler, vor Journalisten in Frankfurt. Statt auf Konfrontation setzt der Manager nun "auf die vertrauensvolle Zusammenarbeit und den offenen Austausch mit dem Betriebsrat". Das Ziel von Renschler sind flexible Arbeitszeitkonten, die von plus 300 auf minus 300 Stunden schwanken können. Sein Vorbild ist dabei ist die Lkw-Fabrik in Wörth, wo er in seiner Zeit als Daimler-Lkw-Chef solche Regelungen gemeinsam mit den Arbeitnehmervertretern etablieren konnte.
Renschler ist seit April Einkaufs- und Produktionschef von Mercedes-Benz Cars. Er kam auf Betreiben der Arbeitnehmerbank im Aufsichtsrat auf diese Position: Die Arbeitnehmervertreter knüpften an eine Vertragsverlängerung von Daimler-Chef Dieter Zetsche die Bedingung, dass der unbeliebte Wolfgang Bernhard zu den Lkw wechselt und Renschler zur Pkw-Sparte kommt. Bernhard hatte die Arbeitnehmervertreter mit einem harten Konfrontationskurs gegen sich aufgebracht. Durchsetzen konnte er sich letztlich nicht, aber öffentlich war viel Porzellan zerschlagen worden.Mercedes will bis 2020 beim Absatzvolumen und der Profitabilität wieder an die Spitze des Premiumsegments zurückkehren. Derzeit liegt die Marke mit dem Stern weit abgeschlagen hinter den bayerischen Konkurrenten BMW und Audi. Teil der Strategie MB 2020 ist der Ausbau des Produktportfolios. Bis 2020 sollen zwölf neue Modelle (ohne Vorgänger) dazu kommen. Damit soll das Verkaufsvolumen von geplanten 1,4 Millionen Autos in diesem Jahr auf rund 2,6 Millionen Fahrzeuge zulegen. Zur Steigerung der Profitabilität will die Pkw-Sparte bis Ende 2014 zwei Milliarden Euro an Kosten sparen. Bis Ende 2015 sollen es sechs Milliarden Euro sein. Mercedes-Benz Cars hat sich eine Umsatzrendite von zehn Prozent zum Ziel gesetzt, den Zeitpunkt des Erreichens aber offen gelassen.Mercedes-Produktionschef Andreas Renschler
"Wenn wir eines brauchen, dann ist es Flexibilität"
Mercedes-Produktions- und Einkaufschef Andreas Renschler sucht den Schulterschluss mit dem Betriebsrat, um die Werke in Deutschland effizienter und flexibler zu machen. Nur mit der Belegschaft könne Mercedes seine Ziele bis 2020 erreichen, so der Manager.
Kapazitäten am Anschlag
"Ohne die Mannschaft werden wir unsere Ziele nicht erreichen, sie muss es verstehen und hinter uns stehen", so Renschler. Gleichzeitig lässt er aber keinen Zweifel, dass die Effizienz verbessert werden muss. "Da sind wir noch längst nicht am Ziel", räumt der Manager ein. Mit der gewonnenen Flexibilität will Mercedes Handlungsspielräume gewinnen: Auf Markt- und Modellschwankungen soll besser reagiert werden können. Dazu soll auch der weltweite Produktionsverbund beitragen, der mit dem Aufbau neuer Pkw- und Motorenwerke in Nordamerika, China und Europa gerade entsteht.
Mercedes muss in den kommenden Jahren die Kapazitäten praktisch verdoppeln. Im ersten Halbjahr fertigten die Stuttgarter 700.000 Einheiten - das ist in diesem Zeitraum ein Produktionsrekord. Die Kompaktwagenwerke in Rastatt und Ungarn sind ebenso am Anschlag wie die Werke Sindelfingen und Bremen. Und auch die SUV-Fabrik in Tuscaloosa/Alabama fährt Sonderschichten. Dazu kommt die Motoren- und Aggregateproduktion, die ebenfalls komplett ausgelastet ist. "Der Produktions-Chef in mir denkt zurzeit vor allem über ein Frage nach: Wie können wir diesen Bedarf in Top-Qualität bedienen", so Renschler.
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