Das vergangene Jahr war für den Nürnberger Kabelfabrikanten Leoni und seinen Vorstandschef Dieter Bellé alles andere als leicht. Bellé, erst Finanzvorstand und seit Mai 2015 an der Unternehmensspitze, schlitterte von einem Schlamassel in den nächsten.
Innerhalb von nur zwölf Monaten musste Leoni zwei Gewinnwarnungen herausgeben. Die erste als Folge schwerer Managementfehler: verschiedene Geschäftsbereiche hatten unkoordiniert das Bordnetzwerk in Rumänien mit Aufträgen bombardiert. Um der Lage irgendwie Herr zu werden, stellte das Werk kurzfristig für teures Geld neue Mitarbeiter ein. Die Kosten explodierten.
Grund der zweiten Gewinnwarnung war ein Betrüger, dem Leoni wie viele andere Unternehmen auch zum Opfer fiel. Es handelte sich um die so genannte "Chefmasche". Dabei gaben sich Unbekannte als Chef des Unternehmens aus, gelangten durch E-Mails und Telefonate das Vertrauen eines Mitarbeiters - Medienberichten nach wohl genau in jenem rumänischen Werk, wo es ohnehin schon drunter und drüber ging - und brachten den Angestellten dazu, ingesamt 40 Millionen Euro auf das Konto der Betrüger zu überweisen. Vorwand war eine "geheime Aktion" auf höchster Ebene, die absolute Dringlichkeit habe.
Bellé zog Konsequenzen aus den Ereignissen.Die Bordnetzsparte bekam einen neuen Chef und eine neue Struktur. 1100 der 74.000 Mitarbeiter von Leoni müssen gehen - viele davon in Rumänien, um den entstandenen Überhang an Personal wieder auf ein normales Maß zu reduzieren. Einige Stellen betreffen aber auch deutsche Standorte. Außerdem entrümpelt Bellé das Geschäft. Der Bereich Kabel für weiße und braune Ware (Kühlschränke, Rasierapparate) werde überprüft, sprich wohl veräußert. Auch in anderen Teilbereichen schaue man genauer hin.