Loh kritisiert in dem Interview den aktuellen Ton in der Debatte über selbstfahrende Autos. Konkret störe sie, "dass zu viel über das sogenannte Trolley-Problem diskutiert wird, also über die von der Philosophin Philippa Foot aufgeworfene Frage, ob man bei der Rettung von Menschenleben abwägen kann."
Es gehe dabeium die Moral von selbstfahrenden Autos: "Man fährt zu dritt auf einer Straße, rechts befindet sich ein Abgrund, links läuft ein älterer Herr. Plötzlich taucht eine junge Mutter mit Kinderwagen auf der Fahrbahn auf. Der Wagen soll nun entscheiden, ob er die Frau mit Kind überfährt oder nach links oder rechts ausweicht, ebenfalls mit fatalen Folgen. Sich nur über solche Szenarien den Kopf zu zerbrechen, hemmt den Fortschritt." Trotzdem ist Loh der Meinung, dass bei der Ausbildung von Informatikern und Ingenieuren das moralische Bewusstsein stärker geschärft werden sollte.
Auch Herrmann hält nicht viel von solchen Gedankenspielen, denn in der Praxis ließe sich die theoretische Idee verschiedener Ethik-Fahrmodi nicht umsetzen. "Es gibt einfach zu viele Unfallszenarien; man kann nicht für jede Situation die jeweils unterschiedliche Ethik des Autos programmieren", sagt der Professor in dem "SPON"-Interview: "Außerdem stellt sich die Frage, wer die Reaktion des Systems festlegt: Soll der Programmierer entscheiden, wohin der Wagen steuert? Oder soll das eine Ethikkommission festlegen? Darüber lässt sich ewig streiten. Und genau deshalb brauchen wir einen pragmatischeren Zugang zu dem Thema."
Herrmann bevorzuge etwa diese Variante: "Kommt dem selbstfahrenden Auto ein Hindernis in die Quere, versucht es, eine Kollision durch starkes Abbremsen zu verhindern. Gleichzeitig sucht es nach einem Freiraum für ein Ausweichmanöver. Ist der nicht vorhanden und reicht die Vollbremsung nicht aus, muss der Zusammenprall mit dem Hindernis in Kauf genommen werden." In dem oben genannten Beispiel wäre das die Mutter mit ihrem Kind. Dennoch sei diese Logik den Menschen noch am ehesten vermittelbar. Im Übrigen glaube Herrmann, dass es zwar Unfälle mit selbstfahrenden Autos geben werde, aber dass die Zahl stark sinken werde.