Michael R. ist ein begnadeter Ingenieur und seine ruhige Art kommt bei Kunden gut an. Kein Wunder, dass er über die Jahre vom Projekt- zum Bereichsleiter aufsteigt, wo er Führungs- und Budgetverantwortung für 80 Kollegen hat. Aufkommende Probleme und Zielkonflikte sowie deutlich längere Arbeitszeiten tut der 46-Jährige damit ab, dass dies in einer Einarbeitungsphase normal sei. Nach 18 Monaten findet der Süddeutsche aber nur noch mit Schlafmitteln nachts Ruhe. Und seine Partnerschaft zerbricht, weil er kaum mehr Zeit für seine Lebensgefährtin hat.
Michael R. ist kein Einzelfall. Viele Menschen finden im beruflichen Erfolg die Anerkennung, die sie seit ihrer Kindheit suchen. Der eine kompensiert damit die vermeintliche Demütigung, in der Schule eine Klasse wiederholt haben zu müssen. Der andere bekam von seiner Mutti immer nur Zuwendung, wenn er etwas richtig gut gemacht hatte. Und beim dritten war der Vater vermeintlich ein solcher Versager und die Familie lebte von Sozialhilfe, dass der Sohn nur möglichst weit weg von dieser Situation will.