Die Staatsanwaltschaft München II hegt offenbar den Verdacht, dass der ehemaligen Audi-Manager und Ex-Porsche-Entwicklungsvorstand Informationen beiseite schaffen könnte, die für ihr Ermittlungsverfahren wichtig sind. Das berichtet die Wirtschaftszeitung Handelsblatt und bezieht sich dabei auf eigene Recherchen. Die Staatsanwaltschaft selbst äußert sich nicht zu den Gründen der Untersuchungshaft, die Hatz seit rund zwei Wochen in München-Stadelheim verbringt.
Das Blatt will mehrere "in das Verfahren involvierte Personen" gesprochen haben und leitet daraus ab, dass der Grund für Hatz' Festnahme "Verdunkelungsgefahr" sein müsse.
Hatz soll sich den Recherchen des HB nach "mit mehreren Personen aus dem Audi-Umfeld im Hinblick auf womöglich bevorstehende Ermittlungen getroffen und besprochen haben", so das Blatt. Darunter auch Richard Bauder, dem ehemaligen Audi-Diesel-Chefentwickler, intern auch "Diesel-Papst" genannt. Bauder ging 2012 in Rente.
Mutmaßlich habe Hatz, so das Handelsblatt, seine Verteidigung auch mit Jörg Kerner besprochen. Das ist insofern pikant, als Kerner 2015 von VW-Konzernchef Matthias Müller zum Aufklärung der Diesel-Affäre eingesetzt wurde.
Das Handelsblatt will in Erfahrung gebracht haben, dass die Staatsanwaltschaft den Verdacht hegt, dass sich Hatz mit Kerner Ende 2015 getroffen hat und besprochen hat, wie sie angesichts der Manipulationsvorwürfe und möglicher Ermittlungen - zu diesem Zeitpunkt hatte die Staatsanwaltschaft noch keine Verfahren eingeleitet - vorgehen könnten.
Auch eine Mail von 2007, die über Bosch bekannt wurde und unter anderem an Kerner gerichtet war, ist heikel. Dort geht es um die "Akustikfunktion", jene Software also, die den Prüfstand erkennen konnte und so die Manipulationen möglich machte. Porsche betont jedoch, Kerner habe nichts mit dem Thema Akustikfunktion zu tun gehabt, er sei lediglich von einem Bosch-Mitarbeiter "cc" gesetzt worden und so "auf den Verteiler geraten".
Das Handelsblatt spekuliert zudem über die Rolle von Porsche-Entwicklungsvorstand Michael Steiner. Er gilt nach Informationen des Blatts als derjenige, der Audi-Chef Rupert Stadler dabei unterstützt haben soll, eine Präsentation bei den US-Umweltbehörden im November 2015 zu "schönen".
Wer zu welchen Zeitpunkt worüber Bescheid wusste, bleibt weiter unklar. Die Staatsanwaltschaft München II setzt ihre Ermittlungen fort. Hatz stehen seinem Aufhebungsvertrag mit Porsche nach übrigens 13 Millionen Euro zu. Eine allein, so das Handelsblatt, als Entschädigung für mögliche Reputationsschäden als Folge der Dieselaffäre. Die Zahlung stehe allerdings unter dem Vorbehalt, dass Hatz strafrechtlich nicht belangt würde, so das Blatt. Ob das so bleibt, bleibt abzuwarten.
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