Die Hartmann-exact KG in Schorndorf steht vor einen großen Herausforderung: Der Sensorspezialist kann schon jetzt kaum alle offenen Ingenieurstellen besetzen und behilft sich mit Ingenieurdienstleistern und Zeitarbeitsfirmen. Aktuell erweitert der Automobilzulieferer, der Teil der Swoboda-Hartmann-Gruppe mit international 13 Standorten ist, seinen Entwicklungsbereich. Er will bis 2020 weitere 80 Ingenieure in der Automobilregion Stuttgart beschäftigen.
„Wir profitieren vom Trend zu Fahrerassistenzsystemen und zur Elektro-Mobilität“, begründet Geschäftsführer Dirk Müller den Personalaufbau. Dass dieser ausgerechnet im direkten Konzernumfeld von Daimler, Porsche oder Bosch erfolgt, ist Absicht: Hartmann-exact sieht sich als Sensorspezialist in der Ersten Liga der Automobilindustrie und mit seinen flachen Hierarchien und mittelständischen Strukturen „absolut wettbewerbsfähig um die besten Köpfe.“
Zwar gilt hier die 40- statt der 35-Stunden-Woche, „doch unsere Mitarbeiter können eigenständiger und vielseitiger arbeiten,“ argumentiert Müller. Das betrifft die Inhalte der Entwicklungsaufgaben wie die Arbeitszeiten, bei denen die Vorgesetzten idealerweise auf pflegebedürftige Eltern, zu betreuende Kinder oder Ehrenämter ihrer Mitarbeiter Rücksicht nehmen. Viele Vorteile, wie etwa der Abgleich von Überstunden durch Freizeitausgleich, sind erst auf den zweiten oder dritten Blick sichtbar.
Deshalb geht Hartmann-exact nun in die Offensive, zeigt sich auf Personal- und Recruiting-Messen, wirbt Abiturienten für ein Duales Studium, entsendet Fachexperten als Dozenten an Hochschulen und auf Kongresse und bindet Ingenieure, die nicht Teams führen wollen, als Experten über eine Fachkarriere an sich. Und im Neubau, der bis Frühjahr 2018 fertiggestellt wird, entsteht im dritten Stock ein neues, verglastes Betriebsrestaurant mit Blick ins Grüne.
Mit vier Ingenieuren, die vor vier Jahren vom abgewickelten Bauknecht-Standort in der 40.000-Einwohner-Stadt kamen, hat Hartmann-exact bereits gute Erfahrung, obwohl die Ingenieure alle fachfremd und über 50 Jahre alt waren. Angesichts von bundesweit 26.600 arbeitslos gemeldeten Ingenieuren setzt Müller auch auf diese Personalreserve.
Bei der Mangelberger Elektrotechnik GmbH in Roth bei Nürnberg, wo 70 Mitarbeiter teils international in der Kühltechnik für Discounter und Systemgastronomen arbeiten, setzt der Chef auf eine familiäre Atmosphäre. Die PC-Arbeitsplätze mit offenem Kamin und Küchenzeilen erinnern teils mehr an Wohn-Ess-Zimmer denn an Büros. Hier fläzen sich Mitarbeiter in Couch-Sessel zur Diskussion über eine Kundenlösung oder um auf dem Tablet Mails zu checken und zu schreiben. Jürgen Mangelberger: „Wir feiern auch viele Feste miteinander, tauschen uns über Privates aus und ich gebe keinen Dress-Code vor."