Geht es nach den Verbrauchern, wird die Zukunft von autonom fahrenden Autos und E-Fahrzeugen bestimmt: Denn schon heute würde sich fast die Hälfte (46 Prozent) der Konsumenten weltweit kein Auto mehr kaufen, wenn sie autonom fahrende Taxis, so genannte Robocabs, kostengünstiger nutzen könnten. Zudem zieht derzeit mehr als ein Drittel aller Befragten (37 Prozent) in Erwägung, als nächstes Auto ein E-Fahrzeug anzuschaffen.
Das sind Ergebnisse des ersten "Automotive Disruption Radar" von Roland Berger. Die Studie erfasst den Verlauf und die Auswirkungen von disruptiven Trends, zum Beispiel neue Mobilitätskonzepte, automatisiertes Fahren, Vernetzung, digitale Services und Elektrifizierung."Komplette Wertschöpfungsketten verschwinden, neue Geschäftsmodelle entstehen – traditionelle Hersteller und Zulieferer müssen sich dieser Wettbewerbssituation stellen", sagt Norbert Dressler, Partner von Roland Berger. Der Automotive Disruption Radar soll Unternehmen bei ihren Investitionsentscheidungen unterstützen.Was Kunden weltweit von autonomem Fahren und E-Autos halten
Im internationalen Vergleich interessieren sich Kunden in Singapur und China am stärksten für neue Mobilitätskonzepte. In diesen Ländern gaben jeweils über 80 Prozent der Befragten an, mindestens eine Person zu kennen, die auf ein eigenes Auto verzichtet. Deutschland liegt hier mit 66 Prozent auf Platz vier, deutlich abgeschlagen folgen Großbritannien, Frankreich oder Japan. Am wenigsten Carsharing-affin sind die Befragten in den USA (22 Prozent).
"Die Haltung der deutschen Verbraucher hat sich stark verändert, vor allem unterstützt durch den Trend zur Shared Economy", sagt Wolfgang Bernhart, Partner bei Roland Berger. So kämen neue Geschäftsmodelle zum Zuge. Robocabs als kostengünstige Alternative zum eigenen Fahrzeug beispielsweise könnten die Neigung, andere Formen der Mobilität zu nutzen, weiter beschleunigen.Naturgemäß ist die Bereitschaft zum Verzicht auf einen eigenen fahrbaren Untersatz in Ländern mit hoher Bevölkerungsdichte größer – so können sich in den Niederlanden, Frankreich und Japan mehr als die Hälfte der Befragten vorstellen, Robocabs zu nutzen und auf ein eigenes Auto zu verzichten, hierzulande sind es 47 Prozent der Befragten (siehe Abbildung). In großen Flächenstaaten wie den USA, Indien und China dagegen sind Kunden weniger geneigt, aufs eigene Auto zu verzichten.
Dem Thema Elektromobilität gegenüber zeigen sich Chinesen oder Südkoreaner überwiegend positiv eingestellt, jeweils mehr als die Hälfte der Befragten in diesen Ländern ziehen als nächstes Auto ein E-Modell in Erwägung. Deutschland landet hier mit 41 Prozent nur im Mittelfeld.
China und Indien führen, wenn es um die Frage des Onlinekaufs geht: Ein Viertel der befragten Chinesen würde ihr Auto online kaufen, und knapp ein Fünftel (18 Prozent) der Befragten in Indien. Die deutschen Konsumenten landen hier immerhin auf Platz drei (13 Prozent). die geringste Bereitschaft zum Online-Autokauf zeigen die Japaner (drei Prozent).
Ob online oder offline gekauft – auch in den E-Auto-affinen Ländern gelten die hohen Preise immer noch als Hinderungsgrund und sorgen für nur geringe Marktanteile. Immerhin ist 2016 der Anteil von E-Modellen an der Gesamtproduktion gestiegen, während gleichzeitig die Kosten gesunken sind. Bei Roland Berger rechnet man damit, dass Hochenergiezellen für Elektroautos bis 2020 rund 120 Euro pro Kilowattstunde kosten werden. Berater Bernhart: „Bei den ersten Modellen war der Preis dreimal so hoch."
Für die Automobilwirtschaft gehe eine Ära zu Ende, bilanziert sein Kollege Dressler. Die Branche müsse den Spagat schaffen, auf die Umbrüche zu reagieren und neues Potenzial zu erschließen. "Sie können sich aber nicht komplett von ihrer bestehenden Infrastruktur lösen", so Dressler weiter. Dies sei die größte Herausforderung für die Unternehmen.
DerAutomotive Disruption Radar zeigt den aktuellen Stand und die Veränderungen in fünf Bereichen auf: Regulatorische Rahmenbedingungen, Technologie, Infrastruktur, Aktivitäten der Industrie und Kundenerwartungen, insgesamt wurden 25 Indikatoren herangezogen. Befragt hat Roland Berger weltweit mehr als 10.000 Verbraucher in China, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Indien, Japan, Niederlande, Singapur, Südkorea und den USA.