Mehr oder weniger ernstgemeinte Spekulationen, dass sich Wolfsburger Mitarbeiter nun mit "Good Morning" zu grüßen hätten, räumt das Unternehmen aus. "Konzernsprache Englisch bedeutet nicht, dass - wenn alle im Raum die Landessprache sprechen - dann Englisch gesprochen werden muss. In der Produktion und auf Facharbeitsebene gelte ohnehin die jeweilige Landessprache. Und selbstverständlich werden Volkswagen-Mitarbeiter in Deutschland weiterhin miteinander sowie auch mit den Kunden deutsch sprechen – so wie beispielsweise Mitarbeiter in Portugal weiterhin Portugiesisch und in Mexiko Spanisch sprechen werden.
Viele Dokumente, lässt Volkswagen wissen, würden auch weiterhin in der jeweiligen Landessprache zur Verfügung stehen. Auch werde weiterhin Wert darauf gelegt, dass sich Mitarbeiter im Auslandseinsatz bemühen, die jeweilige Landessprache zu erlernen. Volkswagen unterhält 120 Standorte weltweit. Die Marken verkaufen ihre Fahrzeuge und Dienstleistungen an Kunden in aller Welt, die meisten im Ausland, und sie arbeiten weltweit mit unterschiedlichsten Zulieferern und Partnerunternehmen zusammen.
"Bei der Konzernsprache geht es also im Wesentlichen darum, dass sich alle Teilnehmer unterschiedlichster Muttersprachen beispielsweise auf internationalen Management-Konferenzen reibungslos verständigen können", so ein Sprecher.
Die Debatte um Konzernsprachen, sowie wie ihre Vor- und Nachteile, ist übrigens nicht neu. 2010 - Porsche wurde noch von Wendelin Wiedeking gelenkt - wählte die Deutsche Sprachwelt den Autohersteller zum "Sprachwahrer desJahres", weil man Deutsch als Konzernsprache durchsetzen wollte. Der damalige Porsche-Chef sagte in einem Interview: "Natürlich können sich die Manager in Englisch verständigen. Aber das ist nicht auf allen Arbeitsebenen der Fall. Ganz schwierig wird es, wenn es um Details geht, um die Einzelteile eines Motors beispielsweise. Doch gerade bei diesen Themen müssen sich die Mitarbeiter perfekt verständigen. Und wenn Englisch oder Französisch die Konzernsprache ist, benachteiligt man automatisch alle, für die dies nicht die Mutterspracheist."
Die Erfahrung zeige etwa, dass selbst Diplom-Ingenieure - Werksleiter mit bis zu 5000 Mitarbeitern - in "Meetings" nichts sagten, weil ihnen auf Englisch nichts einfalle oder sie sich nicht blamierenwollten.
Das ist sechs Jahre her. Englisch ist mittlerweile vielerorts bereits ein Grundschulfach. Wiedeking ist längst nicht mehr Porsche-Chef und der ehemalige Porsche-Chef Matthias Müller lenkt nun die Geschicke des Gesamtkonzerns. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Kulturwandeln einzuläuten. Sich offener gegenüber Führungskräften aus dem Ausland zu zeigen, gehört mit dazu. Sich dafür eine gemeinsame Sprache zu suchen, die ohnehin schon weltweit als Managementsprache gilt, ist nur konsequent.
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