Der Bau der deutschen Tesla-Fabrik bei Berlin steht finanziell anscheinend auf festen Füßen – aber nicht unbedingt auf Teslas eigenen.
Denn wie das Nachrichtenunternehmen Bloomberg berichtet, bezahlt der italienisch-amerikanische Autokonzern Fiat Chrysler Automobiles (FCA) auf Umwegen für die europäische Gigafactory.
Hintergrund ist, dass sich beide Unternehmen im Frühjahr 2019 darauf geeinigt haben, dass FCA in Europa die Elektrofahrzeuge von Tesla zu seiner Flotte zählen darf, um so die durchschnittlichen Kohlendioxidemissionen auf ein zulässiges Maß zu senken und Milliarden-Bußgelder wegen des Verstoßes gegen EU-Abgasvorschriften zu vermeiden.
Seit diesem Jahr dürfen neu zugelassene Autos in der EU im Schnitt nur noch 95 Gramm CO2 pro Kilometer ausstoßen. Ein Grenzwert, den FCA ohne fremde Hilfe mit seiner aktuellen Flotte nicht einhalten könnte.
Zu der Zeit, als der Deal bekannt wurde, hieß es unter anderem in der "Financial Times", Fiat Chryslersei bereit,Tesla dafür Hunderte Millionen Euro zu bezahlen – genaue Zahlen wurden nicht veröffentlicht. Bloomberg spricht nun von geschätzten1,8 Milliarden Euro bis zum Jahr 2023.
Dazu wird BenKallo in dem Bericht zitiert, ein Analyst bei der US-Investmentbank Robert W. Baird & Co., der sagt, dass der Deal nicht nur Teslas Gewinnmarge verbessern werde, sondern dass FCA praktisch die Rechnung für die europäische Gigafactory übernehme.
Zur Einordnung: Die Kosten für die Gigafactory 3 in Shanghai gibt Tesla mit rund zwei Milliarden US-Dollar an.
Die Europäische Union gibt Autoherstellern die Möglichkeit, ihre Flotten bei der Berechnung des CO2-Ausstoßes zusammenzulegen. Das funktioniert sowohl innerhalb von Konzernen mit mehreren Marken – etwa bei Volkswagen – als auch bei nicht miteinander verbundenen Unternehmen, die dann einen sogenannten "offenen Pool" bilden können. Ein solcher ist nach EU-Angaben im Februar des vergangenen Jahres für FCA und Tesla eingetragen worden.
Auch in den Vereinigten Staaten verdient Tesla auf vergleichbare Weise viel Geld: Durch den Verkauf von Emissionsrechten an andere Autohersteller. Wie die "Financial Times" berichtete, waren es im Jahr 2018 mehr als 100 Millionen US-Dollar und 2017 fast 280 Millionen. Seit 2010 soll Tesla auf diese Weise fast zwei Milliarden US-Dollar Umsatz gemacht haben. Zu den Käufern gehören General Motors und Fiat Chrysler Automobiles. (mer)
Lesen Sie auch:
FCA zahlt Tesla wohl Hunderte Millionen Euro für "CO2-Pool"
GM und Fiat Chrysler kaufen Emissionsrechte von Tesla
Mehr wert als General Motors und Ford zusammen: Höhenflug der Tesla-Aktie