Warum de Nysschen nicht mehr Cadillac-Chef ist

"Wir sind uns einig, dass wir uns uneinig sind" – mit diesen Worten kommentierte Johan de Nysschen in einem Interview mit "Bloomberg" am Mittwoch seinen Abgang bei der GM-Nobelmarke Cadillac: "Es gab keinen Kampf. Nennen wir es doch einfach philosophische Differenzen."

Der Konzern bediente sich seinerseits in einer Mitteilung zum Abgang des Chefs der gängigen Phrasen: "Wir bedanken uns für Johans Einsatz in den vergangenen vier Jahren, Cadillac auf ein stabileres Fundament zu stellen", wird GM-Präsident Dan Ammann darin zitiert.

Fortan wird Steve Carlisle de Nysschens Posten übernehmen; er war bisher GM-Kanada-Chef.

De Nysschen war 2014 mit dem Auftrag angetreten, "der angestaubten Premium-Marke von General Motorsvor allem international neues Leben einzuhauchen", wie es das "Handelsblatt" in einem Bericht formulierte.

Das amerikanische Branchenportal "Automotive News" berichtet, der 58-Jährige habe ein Budget von 12 Milliarden US-Dollar gehabt, um die Produktpalette auszubauen.

Er habe zudem in seiner Rolle "beispiellose Freiheiten" genossen. De Nysschen hat unter anderem den Sitz der Marke nach New York verlagert. Nun aber gehen Konzern und der ehemalige Audi- und Nissan-Infiniti-Manager getrennte Wege.

Auf dem chinesischen Markt konnte de Nysschen durchaus Erfolge erzielen. Aber auf dem heimischen US-Markt blieben die Verkaufszahlen rückläufig, während etwa deutsche Konkurrenten wie Mercedes und BMW immer stärker in den Markt drängten.

Cadillacs US-Absatz war 2017 um acht Prozent gesunken, auch im Jahr davor waren die Zahlen rückläufig. "Automotive News" berichtet mit Bezug auf mit der Sache vertraute Personen, dass die abrupte Trennung damit zu tun habe, dass de Nysschen sich geweigert haben soll, seine Pläne für die Marke zu beschleunigen.

GM erkenne zwar an, dass es eine gewisse Zeit brauche, um eine Marke neu aufzubauen. Aber die Insider hätten auch gesagt, dass sich der Konzern eine größere Konzentration auf das "Hier und Jetzt" gewünscht habe, de Nysschen aber vor allem in die Zukunft geblickt habe.

Steve Carlisle soll nun auf Anhieb bessere Zahlen liefern – in Kanada hat er den GM-Absatz von 2015 bis 2017 um 21 Prozent gesteigert.

Das US-Portal zitiert außerdem Jessica Caldwell vom amerikanischen Autoindustrie-Analysten Edmunds: "Es besteht kein Zweifel daran, dass Johan ein visionärer Automotive-Leader ist. Aber angesichts GMs konservativer Kultur hat er es vielleicht ein bisschen zu weit getrieben."

Es sehe so aus, als habe de Nysschen zu viel Zeit damit verbracht, den deutschen Marken hinterher zu jagen, statt sich auf Cadillacs eigene Stärken zu konzentrieren. (mer)

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