Zwei Jahre ist es her, dass US-Umweltbehörden den VW-Skandal aufdeckten. Noch immer weiß man nicht, wer dafür die Verantwortung trägt. Zwar hat VW die Managerhaftpflicht-Versicherung informiert, das ist allerdings nur ein formaler Akt, um mögliche Ansprüche zu wahren. "Die umfangreiche Bewertung der Sachverhalte und Prüfung etwaiger Ansprüche erfolgt mit der gebotenen Sorgfalt", sagte ein VW-Sprecher dem "Handelsblatt". Bisher hat die Prüfung offenbar keine Ergebnisse erbracht, was Fachleute verwundert. Ein Vorstandsmitglied sei verpflichtet, für die Einhaltung von Rechtsvorschriften zu sorgen, sagt Hans Christoph Grigoleit, Professor für Wirtschaftsrecht an der Uni München.
Zwar ist es denkbar, dass der VW-Vorstand nichts von den Abgasmanipulationen gewusst hat. Verantwortung tragen würde er trotzdem: Der Vorstand muss das Unternehmen so organisieren, dass die Gesetze beachtet werden", sagt Grigoleit. Nach Ansicht seines Bonner Kollegen Marcus Lutter hat der VW-Vorstand seine Pflichten "fraglos verletzt". Die Führung von VW müsse nachweisen, dass sie alle erforderlichen Kontrollmaßnahmen ergriffen hätte, sagte Grigoleit. Dass VW den Vorstand mit Samthandschuhen anfasst, könnte daran liegen, dass der Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch zur Zeit des Skandals selbst dem Vorstand angehörte. Sein direkter Wechsel in den Aufsichtsrat hatte schon damals Empörung ausgelöst.