Jack Ewing, Wirtschaftsredakteur bei der "New York Times", hat ein vielbeachtetes Buch über den Abgas-Skandal bei VW geschrieben ("Wachstum über alles"). Die Manipulation der Motoren war seiner Ansicht nach nur der erste Fehler des Konzerns. "VW hätte sich viel Ärger erspart, wenn der Konzern anders mit den Aufsehern umgegangen wäre", sagte er dem "Handelsblatt". "Hätte VW schon 2014 die Manipulationen zugegeben, wären die Strafen viel geringer ausgefallen." Als Gegenbeispiel verweist Ewing auf General Motors. Der Autobauer hatte vor einigen Jahren ebenfalls mit einem Skandal zu kämpfen, damals ging es um fehlerhafte Zündschlösser. Anders als VW habe GM jedoch "dem Justizministerium Zugang zu sämtlichen Daten gegeben und den Fall schnell aufgeklärt."
Der Journalist glaubt nicht, dass ohne Austausch des Managements ein Neustart gelingen kann. Vorstandschef Matthias Müller sei die ganze Zeit im Konzern gewesen, Moment laufen Ermittlungen gegen ihn. Ewing zufolge braucht VW Manager von außen. Diese haben es allerdings schwer, wie der Fall von Christine Hohmann-Dennhardt zeigt. Die Tatsache, dass der Skandal jahrelang unentdeckt blieb, sagt Ewings Meinung nach einiges über die Unternehmenskultur vorn VW aus. Man habe die gesteckten Ziele erreichen müssen – egal wie.
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