VW-Finanzsparte trotzt dem Abgas-Skandal

Volkswagen Financial Services (VWFS) peilt im laufenden Jahr einen Rekordgewinn an. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. "Wir können jetzt schon sicher sein, die Zwei Milliarden.Grenze werden wir knacken", sagte Finanzvorstand Frank Fiedler. Bisher war die Finanzierungssparte von VW von einem Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) in Höhe von 1,9 Milliarden Euro ausgegangen. Zur Begründung für das gute Ergebnis verwies VWFS auf Kosteneinsparungen, die Erholung der Pkw-Nachfrage in Südeuropa sowie Refinanzierungskosten, die niedriger ausgefallen seien als erwartet.

Das erwartete "Refinanzierungsdebakel" nach dem Abgas-Skandal sei ausgeblieben, sagte Fiedler. VW habe nicht wie befürchtet Risikoaufschläge zahlen müssen. Zudem seien die Restwertabschreibungen höher ausgefallen als nötig. "Wir haben in diesem Jahr mehr Dieselfahrzeuge verkauft in Deutschland als das Jahr vorher und zu einem höheren Preis als im Jahr vorher." Sowohl bei Dieseln als auch bei Benzinern sei die Wertbeständigkeit gestiegen, sagte VWFS-Chef Lars Henner Santelmann. Der Markt in Europa habe sich durch die kritische Berichterstattung über VW nicht beeinflussen lassen. Im Gegensatz zu den USA gebe es hier keine Probleme.

Die Zahl der Neuverträge ist in diesem Jahr um zehn Prozent auf 7,4 Millionen gestiegen. Fahrzeugfinanzierungen legten dabei vorläufigen Zahlen zufolge um 6,3 Prozent auf 2,5 Millionen zu. Im Leasinggeschäft stieg die Zahl der Verträge um 8,3 Prozent auf 1,2 Millionen, bei den Versicherungen ging es um 3,4 Prozent auf zwei Millionen Verträge nach oben. Am stärksten legte das Geschäft mit Dienstleistungen wie Wartungs- und Inspektionsverträgen zu. Die Zahl dieser Verträge steig um ein Drittel auf 1,1 Millionen. Der Grund dafür ist die "Vertrauensoffensive"; die VW nach dem Abgas-Skandal gestartet hat, die günstige Wartungsverträge beinhaltete. Der Gesamtbestand der Verträge von VWFS stieg 2016 um 9,2 Prozent auf 18 Millionen.

Das Kapital der Finanzsparte soll Ende des Jahres um eine Milliarde Euro erhöht werden. Anfang 2017 ist eine weitere Aufstockung geplant, über deren Höhe noch beraten werden muss. Damit sollen weiteres Wachstum finanziert werden und regulatorische Vorgaben erfüllt werden. VW will 2018 durch den Umbau der Sparte weiteres Kapital freilegen. Deshalb soll die Bank von VWFS abgetrennt werden und direkt der Volkswagen AG unterstellt werden. Dazu braucht das Bankgeschäft noch Eigenkapital.