Als Matthias Müller vor gut anderthalb Jahren die Nachfolge von Martin Winterkorn antrat, muss er gewusst haben, dass keine leichte Aufgabe auf ihn wartet. Wie schwierig und kräftezehrend es werden würde, konnte er nur erahnen. Fakt ist: Volkswagen berappelt sich allmählich. Wichtige Meilensteine sind geschafft, einige Baustellen jedoch noch offen.
Als abgehakt verbuchen kann VW-Konzernchef Müller die folgenden Punkte:
2016 zurück in die Gewinnzonne
Trotz Dieselskandal: VW hat das vergangene Jahr mit Gewinn abgeschlossen. Der Umsatz stieg insgesamt um 2 Prozent auf gut 217 Milliarden Euro, unter dem Strich kehrte VW mit 5,1 Milliarden Euro Gewinn in die schwarzen Zahlen zurück. Mit 10,3 Millionen verkaufter Fahrzeuge setzt sich der Volkswagen-Konzern vor Toyota und General Motors wieder an die Spitze als größter Autohersteller der Welt.
Vergleich in den USA
Wohl der größte Brocken ist geschafft: Volkswagen hat einen Vergleich mit den US-Behörden ausgehandelt. Rund 4,3 Milliarden Dollar – teils Strafen, Bußgelder, Entschädigungen und darüber hinaus Spenden an einen Umweltfonds - kostete der Skandal den Konzern. Damit sind alle aktuellen und zukünftigen Ansprüche abgegolten.
Der weltweite Rückruf läuft
Mehr als 10 Millionen Fahrzeuge, auf denen die Schummelsoftware zum Einsatz kam, müssen zur Überarbeitung in die Werkstatt. Anfangs lief der Rückruf schleppend, jetzt geht es voran. Im Februar 2016 meldete VW, dass bereits 3,4 Millionen Diesel-Fahrzeuge mit dem Motortyp EA189 und den Hubräumen 2,0, 1,6 und 1,2 Litern erfolgreich umgerüstet worden seien, davon rund 1,4 Millionen in Deutschland, wo insgesamt 2,5 Millionen Fahrzeuge betroffen sind. Größere Pannen im Zuge der Umrüstung sind ausgeblieben.
Kulturwandel angeschoben
Volkswagen soll weniger hierarchisch und weniger bürokratisch werden. Matthias Müller hat den so dringend nötigen Kulturwandel angestoßen, der Aufsichtsrat erste Entscheidungen verkündet: Das Vorstandsgehalt wurde auf maximal 10 Millionen jährlich begrenzt, die Vergütungsstruktur reformiert. Auch der Aufsichtsrat selbst leistet seinen Beitrag. Die Boni für die Mitglieder des Kontrollgremiums wurden gestrichen.
Zukunftspakt verabschiedet
Der Zukunftspakt soll die Kernmarke der Wolfsburger wieder in die Spur bringen. Bis 2020 sollen allein in Deutschland rund 23.000 Stellen wegfallen. 3,7 Milliarden Euro soll das Reformpaket an jährlicher Ersparnis bis dahin bringen. VW-Markenchef Herbert Diess setzt alle Hebel in Bewegung, um VW auf Rendite zu trimmen. Zuletzt gab es heftige, öffentlich ausgetragene Grabenkämpfe zwischen Diess und Konzernbetriebsratschef Bernd Osterloh. Aber: Man hat sich offiziell wieder zusammengerauft und setzt die Punkte nun um. 2016 hat VW in Deutschland bereits 300 Millionen Euro Fixkosten eingespart. Es geht voran.
Elektrifizierung begonnen
Bis 2025 will die Volkswagen-Gruppe mehr als 30 zusätzliche, reine E-Autos auf den Markt bringen, wie Müller auf dem Genfer Autosalon ankündigte. In Salzgitter baut der Konzern zudem eine hauseigene Batteriezellforschung auf. VW will mittel- bis langfristige der größte Anbieter nachhaltiger Mobilität werden und dazu unter anderem im Jahr 2025 eine Millionen E-Autos verkaufen. 2013 waren es erst rund 65.000.