"Es wird oft der Eindruck erweckt, als hätten wir die letzten Jahre im kollektiven Tiefschlaf verbracht. Vor allem, was die großen Zukunftsthemen betrifft", ärgert sich Volkswagen-Chef Matthias Müller auf Autogipfel des Handelsblatts in Stuttgart. Die Rede liegt der Automobilwoche im Volltext vor.
"Es ärgert mich, wenn der Eindruck erweckt wird, uns fehle Weitblick und Pragmatismus", schimpfte Müller. Aber noch mehr ärgere es ihn, "wenn wir selbst dazu beigetragen haben", gab er zu und nannte das Beispiel Streetscooter. Einen elektrischen Transporter, den die Deutsche Post selbst in Serie gebracht hat, weil keiner in der Industrie ein "tragfähiges Konzept" angeboten habe.
So viel Selbstreflektion ist man vom VW-Chef nicht gewohnt. Zumindest hält er sich damit bei öffentlichen Auftritten bekanntlich zurück. Kern seiner Rede ist jedoch: Bei allen berechtigen Kritik - lasst uns die deutsche Autoindustrie nicht schlecht reden!
"Ich höre hierzulande sehr viel "Aber" und ziemlich wenig "Ja", schimpfte Müller. In seiner Wahrnehmung liefen Debatten über die Industrie in Italien, Frankreich oder den USA anders ab.
Müller plädierte dafür - "nach einem bewegten Wahlkampf" - wieder zu den Fakten zurück zu kehren. Die Zukunft werde nicht nur im Silicon Valley gemacht, "sondern in Sindelfingen, Wolfsburg, Ingolstadt, in Zuffenhausen und München".
Er kündigte an, VW werde im Dezember auf der TechCrunch in Berlin den Prototypen einen Minibusses für "Pooling"-Fahrdienste der Mobilitätstochter MOIA vorstellen. "Pluto", so der Projektname, ist ein vollelektrisches Shuttlefahrzeug. MOIA und VW Osnabrück hätten den Prototypen in nur fünf Monaten auf die Beine gestellt. "Eine Arbeit die normalerweise drei Jahre dauert", betonte Müller um die Innovationskraft seines Unternehmens zu verdeutlichen.