Die Debatte um umstrittene Abgastests an Affen hat bei Volkswagen zu einer ersten personellen Konsequenz geführt. "Der Vorstand hat in seiner heutigen Sitzung das Angebot des Leiters der Konzern-Außenbeziehungen und Nachhaltigkeit, Thomas Steg, angenommen, ihn zu beurlauben", lässt der VW-Konzern per Pressemitteilung wissen. Damit zieht der Konzern erste Konsequenzen im Zusammenhang mit den durch die Europäische Forschungsvereinigung für Umwelt und Gesundheit im Transportsektor (EUGT) finanzierten Tierversuchen.
"Thomas Steg ist Generalbevollmächtigter für den Konzern und wird bis zur vollständigen Aufklärung der Vorgänge von seinen Aufgaben entbunden", heißt es in der Mitteilung.VW-Chef-Lobbyist Thomas Steg beurlaubt
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Steg war schon 2013 in einer E-Mail von den geplanten Versuchen - damals war sogar noch von menschlichen Probanden - in Kenntnis gesetzt worden. Später wurden die Tests statt mit Menschen mit Affen durchgeführt. Das Vorstand war über die Ereignisse nicht informiert, wie ein Konzernsprecher betonte. Seine mangelnde Kommunikation an die Konzernspitze scheint Steg nun zum Verhängnis geworden zu sein.
In einem Interview mit BILD sagte Steg: „Aus heutiger Sicht hätte die Studie auch unter veränderten Bedingungen (sprich mit Affen. Anm. d. Red) nicht stattfinden du¨rfen.“
Im weiteren Verlauf des Interviews räumt Steg sein Fehlverhalten selbst ein: „Wenn ich jetzt noch mal die Situation im Sommer 2013 herbeiführen könnte, würde ich gern alles in Bewegung setzen, um so eine Studie zu verhindern. (...) Was geschehen ist, hätte nicht passieren dürfen. Ich bedauere das sehr. Das hatte mit wissenschaftlicher Aufklärung nichts zu tun.“
VW-Chef Matthias Müller sagte: „Wir sind dabei, die Arbeit der 2017 aufgelösten EUGT genau zu untersuchen und alle nötigen Konsequenzen daraus zu ziehen. Herr Steg hat erklärt, die volle Verantwortung zu übernehmen. Dies respektiere ich.“
Die Untersuchungen der Vorgänge würden weiter mit Hochdruck vorangetrieben. Die Aufgaben von Thomas Steg übernehme kommissarisch Jens Hanefeld, verantwortlich für Internationale und Europäische Politik.Zu BILD sagte Steg weiter: "Gemessen an meinen eigenen Ansprüchen ärgere ich mich fürchterlich darüber, dass ich da nicht mehr konsequent eingegriffen habe."
Und auf die Frage, ob der damalige Volkswagen-Chef Martin Winterkorn von der Studie wusste, sagte Steg: "Nein, Herr Winterkorn wusste nichts davon."
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