VW baut Emden zu E-Auto-Werk um

VW baut das Werk in Emden für die Produktion von Elektroautos um. Ab 2022 soll dort das vollelektrische Kompakt-SUV ID.4 vom Band laufen. Den Umbau der Fabrik lässt sich das Unternehmen rund eine Milliarde Euro kosten. Damit beschleunige VW den Systemwechsel, sagte Markenchef Ralf Brandstätter.

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil bezeichnete den ID.4 als Bereicherung für den Standort. "Ostfriesland erhält auf diese Weise die echte Chance, auf Dauer das Werk und damit zahlreiche Arbeitsplätze abzusichern", wurde der SPD-Politiker in einer Mitteilung zitiert.

Parallel laufen in Emden "für eine mehrjährige Übergangszeit" weiterhin Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren vom Band, und zwar die Modelle Passat, Passat Variant, Arteon und Arteon Shooting Brake.

Wie lange die Übergangsfrist sein wird und wo der Passat später gebaut werden wird, ist noch nicht bekannt. Einem Bericht zufolge ist eine Verlagerung nach Bratislava wahrscheinlich. Eigentlich war eine Verlagerung in das neue Mehrmarkenwerk in der Türkei geplant, das nun aber doch nicht gebaut wird.

In Emden sollen später weitere Elektro-Modelle gebaut werden, die Kapazität soll VW zufolge für bis zu 300.000 Autos pro Jahre reichen. Für die E-Autos wird in Emden eine neue, fast 50.000 Quadratmeter große Montagehalle gebaut. Presswerk und Karosseriebau werden um 23.000 Quadratmeter vergrößert, für die typischen schwarzen Dächer der ID-Fahrzeuge soll eine neue "Bi-Color-Halle" entstehen.

Bis Sommer 2021 sollen die Gebäude fertig sein. "Wir bauen ein großes Automobilwerk in voller Fahrt um", sagte Werkleiter Uwe Schwartz. Dabei dürften die Emdener auch von den Erfahrungen ihrer Kollegen in Stuttgart-Zuffenhausen profitieren. Porsche hatte sein Stammwerk vor wenigen Jahren im laufenden Betrieb für die Produktion des Taycan umgebaut. Markenchef Oliver Blume, zugleich verantwortlich für die Produktion im gesamten VW-Konzern, verglich den Umbau damals mit "Umziehen im Kleiderschrank".

Hinzu kommen die Erfahrungen aus Zwickau, dem ersten reinen E-Auto-Werk des Konzerns. Seit Herbst 2019 sind Emdener VW-Mitarbeiter in Sachsen, um den Aufbau der Anlagen zu begleiten und von den Erfahrungen zu profitieren.

Wenig andere etablierte Automarken setzen so konsequent auf Elektromobilität wie Volkswagen. Im Sommer soll der kompakte ID.3 auf den Markt kommen, allerdings mit reduziertem Funktionsumfang, weil das Unternehmen noch Probleme mit der Software hat. Weitere Elektro-Modelle sollen in den kommenden Jahren folgen, bis 2025 sollen es mehr als 20 sein. In Deutschland sollen die E-Autos des VW-Konzerns in den Werken Zwickau, Emden, Zuffenhausen, Hannover und Dresden gebaut werden.

Lesen Sie auch:

EXKLUSIV – Ralf Brandstätter fordert: "Absolute Kostendisziplin" bei VW Pkw

Klartext: Volkswagen kann alles

Rückschlag für Erdogan: Volkswagen baut kein neues Auto-Werk in der Türkei

Aus dem Datencenter:

Volkswagen-Modellvorschau für 2020