Nach zwei Jahren Pause bringt die sportliche Mercedes-Tochter AMG jetzt zu Preisen ab zunächst 188.704 Euro den GT zurück. Und in diesen zwei Jahren ist viel passiert. So haben die schnellen Schwaben in der Zwischenzeit nicht nur die Verantwortung für den SL übernommen und den legendären Roadster neu aufgelegt, der jetzt die Basis bildet für ihr Flaggschiff. Sondern sie haben auch das Konzept für den GT geändert: Früher ernsthafter Supersportler, der sich im Ringen um die Pole Position eher widerwillig in die Niederungen des Alltags gewagt hat, will er jetzt ein Traumwagen für alle Tage sein, der zwar muskulös ist wie eh und je und genauso voller benzintriefendem Tatendrang, der aber auch kuscheln kann und zur Not sogar was wegsteckt. Schließlich gibt es jetzt nicht nur eine zweite Bank im Fond, selbst wenn die eher für Jacken oder Taschen ist als für Mitfahrer, sondern auch einen Kofferraum, der seinen Namen bei 321 bis 675 Litern wahrlich verdient – wofür sonst haben die Entwickler den Wagen in der Länge um 20 und im Radstand um sieben Zentimeter gestreckt.
Wie hast Du Dich verändert!
Der neue Mercedes-AMG GT unterscheidet sich erheblich von seinem Vorgänger. Trotzdem beherrscht auch dieses Modell die sportliche Gangart - die Automobilwoche hat es ausprobiert.
Aber keine Sorge. Nur weil der GT spürbar praktischer werden will, macht AMG bei der Performance keine Abstriche. Ja, die Transaxle-Bauweise ist wegen des neuen Fonds Vergangenheit und die Neungang-Automatik ist jetzt wieder am Motor angeflanscht. Aber dafür gibt es Allradantrieb und Hinterachslenkung und ein semi-aktives Fahrwerk, das für den Nürburgring genauso taugt wie für die Fahrt zum Kindergarten. Denn während der GT nun im Komfort-Modus auf Samtpfoten über den Asphalt tänzelt, verbeißt er sich in Sport oder Sport+ förmlich in die Fahrbahn, schärft die Sinne, spannt die Muskeln an und wird vom entspannten Gran Turismo zum engagierten Spitzensportler, der sich im Heck jedes Porsche 911, Aston Martin oder McLaren festbeißt.
Straff und hart liegt er auf der Straße, folgt von einer präzisen Lenkung dirigiert eisern der Ideallinie und lässt sich auch von engen Kehren nicht aus dem Konzept bringen: Im Gegenteil machen ihn Allradantrieb und Hinterachslenkung zu einem wilden Kurvenfeger, der zwar ohne Drama, dafür aber mit umso mehr Dampf über die Serpentinen schiebt.
Die Musik dazu spielt – dafür ein dickes Danke nach Affalterbach – fürs erste keine Elektro-Band, sondern ein klassisches Orchester mit acht Zylindern: Einmal mehr bauen die Schwaben ihren 4,0 Liter großen V8 ein, der als 63er startet und solide 585 PS und 800 Nm in die Waagschale wirft. Das reicht für standesgemäße Sprints mit 3,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h und für ein Spitzentempo von 315 km/h. Und wer ein bisschen sparen will, der bekommt den gleichen Motor im Sommer auch im GT 55 mit dann immer noch 476 PS und 700 Nm. Und 295 km/h Spitze sind ja auch nicht schlecht.
Und wer AMG und die Geschichte seiner GT-Modelle kennt, der weiß, dass damit noch nicht Schluss ist. Ja, es wird wohl irgendwann auch einen Performance-Hybrid mit Plug-In-Technik und damit etwas Elektro-Pop statt Heavy-Metall geben und wenn es dumm läuft sogar weniger als acht Zylinder. Aber es werden auf jeden Fall auch noch ein paar sportlichere Versionen kommen, die für den Komfort und den Alltag weniger Kompromisse machen und womöglich sogar an die Tradition der Black Series anknüpfen. Nur eines wird es ganz sicher nicht mehr geben. Einen GT-Roadster. Der steht schließlich als SL schon beim Händler.
Aus dem Datencenter: