Von Bertha Benz bis Mary Barra

Die Automobilindustrie ist zwar immer noch von Männern geprägt, das ändert sich aber glücklicherweise allmählich.

In immer mehr Vorstandsgremium ziehen Frauen ein. Auch in der Vergangenheit gab es bereits Frauen, die Großes für die Branche geleistet haben – als Managerinnen, Rennfahrerinnen und Ingenieurinnen. Zum Weltfrauentag bieten wir eine Übersicht ohne Anspruch auf Vollständigkeit: Es gibt noch viele weitere Frauen, die viel für das Auto leisten oder geleistet haben.

Die Geschichte des Automobils beginnt zwar mit Gottlieb Daimler und Carl Benz, die unabhängig voneinander das Auto erfunden haben. Der Durchbruch der neuen Technik wäre aber sehr viel später oder vielleicht sogar gar nicht gekommen, wenn Bertha Benz (1849 bis 1944) nicht den Mut gehabt hätte, die Erfindung ihres Mannes für die berühmte erste Fahrt nach Pforzheim zu benutzen und auf diese Weise bekannt zu machen. Darüber hinaus hatte sie das nötige Kapital für die Firma zur Verfügung gestellt.

Clärenore Stinnes (1901 bis 1990) war eine erfolgreiche Rennfahrerin und hat als erste Frau in einem Auto die Welt umrundet. Jahrzehnte später ist die Berliner Opel-Händlerin Heidi Hetzer ihrem Beispiel gefolgt.

June McCarroll (1867 bis 1954), eine Ärztin, hat als Erste die Fahrspuren mit einem Mittelstrich voneinander getrennt, um Unfälle zu verhindern.

Florence Lawrence (1886 bis 1938), eine Schauspielerin, deren Vater Kutschenbauer war, hat mechanische Signale entwickelt, um anderen Fahrern zu signalisieren, dass das Auto bremst oder die Richtung wechseln wird – die Vorläufer heutiger Bremsleuchten und Blinker.

Mary Anderson (1866 bis 1953) hat den ersten funktionierenden Scheibenwischer konstruiert. Er bestand aus einem gefederten Arm, der ein Gummiblatt über die Scheibe wischen ließ – das Grundprinzip hat sich bei heute nicht geändert.

Dorothy Levitt (1882 bis 1922), war die erste, die Rückspiegel in Autos eingebaut hat. Die erste englichsche Rennfahrerin war nicht nur mit Autos erfolgreich, sondern auch mit Booten. Nach ihrer Karriere kämpfte sie für die Rechte von Frauen und schrieb ein Buch mit dem Titel "Die Frau und das Auto".

Maria-Elisabeth Schaeffler-Thumann, ist Gesellschafterin des Zulieferers Schaeffler und hat vor allem seit dem Tod ihres Mannes Georg Schaeffler 1996 großen Einfluss auf das Unternehmen. Vor einigen Jahren hat Schaeffler den größeren Zulieferer Continental übernommen und hätte sich damit beinahe übernommen. Doch die Übernahme gelang und hat Schaeffler zu einem der größten Zulieferer der Welt gemacht.

Johanna Quandt (1926 bis 2015), die Frau des Industriellen Herbert Quandt, war seit 1982 Aufsichtsratsmitglied bei BMW und von 1986 bis 1997 stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende. Ihre Tochter Susanne Klatten sitzt ebenfalls im BMW-Aufsichtsrat und hat sich zudem am Carbon-Hersteller SGL beteiligt.

Michéle Mouton war die erfolgreichste Rennfahrerin der Welt. Als erster Frau gelang ihr der Gesamtsieg bei einem Rallye-Weltmeisterschaftslauf. Zudem beherrschte sie die extrem schwer zu fahrenden Gruppe-B-Rennwagen. 1986 gewann sie als erste und bisher einzige Frau die Deutsche Rallye-Meisterschaft.

Die Maschinenbau-Ingenieurin Rita Forst hat ihre Karriere 1977 bei Opel begonnen und stieg 2010 als Entwicklungschefin in den Vorstand auf. 2012 verließ sie Opel, blieb der Branche aber verbunden: Sie sitzt im Aufsichtsrat von ElringKlinger und unterstützt VW-Monitor Larry Thompson.

Annette Winkler war acht Jahre Chefin von Smart. Bekannt wurde sie durch ihre lebhaften Präsentationen auf verschiedenen Messen. Ihrem Posten, den sie als "Traumaufgabe" bezeichnete, hat sie 2018 an Katrin Adt übergeben. Insgesamt hat sie 23 Jahre für Daimler gearbeitet.

Imelda Labbé war lange bei Opel in führenden Positionen tätig, bevor sie 2013 zum VW-Konzern wechselte. Dort war sie zunächst Chefin von Skoda Deutschland, inzwischen leitet sie das After-Sales-Geschäft des Konzerns.

Seit 2014 steht die Amerikanerin Mary Barra an der Spitze von General Motors. Auch wenn der Konzern schon längst nicht mehr der größte Autobauer der Welt ist, so ist sie damit doch unbestritten die mächtigste Frau in der Autoindustrie. Die erste Chefin eines Herstellers ist sie allerdings nicht: Sophie Opel hatte nach dem Tod ihres Mannes Adam die Geschäftsführung von Opel bis zu ihrem Tod 1913, also 18 Jahre lang, übernommen.

Seit 2014 ist die Juristin Ariane Reinhart Personalchefin von Continental. Vorher war sie 15 Jahre bei VW, unter anderem im Bentley-Vorstand und bei der Auto5000 GmbH.

Hiltrud Werner, die heutige Chefin des Bereichs Recht und Integrität bei VW, hat vorher für BMW und ZF gearbeitet und kennt die Autobranche entsprechend gut.

Anfang des Jahres wurde bekannt, dass Hildegard Wortmann im Vorstand von Audi das Ressort Vertrieb und Marketing übernehmen und damit Nachfolgerin von Bram Schot werden wird, der inzwischen zum Chef von der Marke berufen wurde. Zuvor hat sie lange für BMW gearbeitet, unter anderem war sie Leiterin der wichtigen Region Asien-Pazifik. Bei Audi warten schwierige Aufgaben auf sie, die Marke kämpft momentan mit großen Problemen und ist deutlich hinter die Rivalen BMW und Mercedes-Benz zurückgefallen.

Die gebürtige Spanierin Milagros Caina Carreiro-Andree hat sich bei BMW von der Auszubildenden zur Industriekauffrau zur Personalchefin hochgearbeitet.

Sabine Scheunert ist Chief Digital Officer bei Mercedes-Benz und damit für wichtige Zukunftsthemen zuständig. Zuvor war sie in der Marketingabteilung von BMW und hat als erste Landeschefin geholfen, die Marke Citroen in China bekannt zu machen.

Die Wirtschaftsinformatikerin Anja Hendel leitet gemeinsam mit Mahdi Derakhshanmanesh das Porsche Digital Lab in Berlin. Die junge Mannschaft soll Techniken und Geschäftsmodelle entwickeln, mit denen der Luxushersteller in einer Zukunft ohne Sechszylinder-Boxermotoren bestehen kann.

Seit 2017 ist Britta Seeger Vertriebschefin von Mercedes-Benz und Nachfolgerin von Ola Källenius, der zum Entwicklungsvorstand wurde und im Mai Dieter Zetsche als Konzernchef folgen soll. Sie arbeitet seit 1989 für Mercedes, unter anderem in Südkorea.