Vom Minimal-Mobil zum vollwertigen Erstwagen

Eigentlich war er ein Audi. Der erste VW Polo, der im Frühjahr 1975 auf den Markt kam, war nahezu baugleich mit dem ein halbes Jahr früher gestarteten Audi 50 - Plattform- oder Baukastenstrategie sind in Wolfsburg keine neuen Erfindungen. Damals war der spektakuläre Wechsel vom heckgetriebenen Käfer auf den frontgetriebenen Golf noch nicht lange her und es war noch nicht sicher, ob das neue Kompaktmodell an den Erfolg des legendäre Volkswagens würde anknüpfen können. Da erschien es sicherer, mit dem neuen Kleinwagen ein zweites Standbein zu haben.

Weil der Audi 50 ohnehin in Wolfsburg gebaut wurde, lag es nahe, ihn mit etwas geringerer Ausstattung und daher preisgünstiger auch als VW-Modell anzubieten. Das Design stammte übrigens vom damaligen Audi-Designer Hartmut Warkuss, der später bis zum Konzern-Designchef aufstieg und sich mit dem Bugatti Veyron ein Denkmal setzte.

Angesichts der Ölkrise entwickelten auch die Wettbewerber Ford und Opel ähnliche Fahrzeuge. Während Ford den Fiesta schon 1976 auf den Markt brachte, zog Opel erst 1982 mit dem ersten Corsa nach. Über Jahre hinweg dominierten diese drei Modelle den Kleinwagenmarkt in Europa - heutige Wettbewerber wie den Hyundai i20 oder den Skoda Fabia gab es damals noch nicht.

Schon in der zweiten Generation, die von 1981 bis 1993 gebaut wurde, versuchten Hersteller und Tuner, den Kleinstwagen zum Sportler zu machen. Es gab eine eigene Rennserie, ein Rallye-Modell und für sportliche Privatkunden den Polo G40.

Mit der dritten Generation, intern mit dem Kürzel 6N bezeichnet, fing der Polo an, dem Golf Konkurrenz zu machen. Der Werbespruch "So groß kann klein sein" wurde zum geflügelten Wort, Sondermodelle wie der bunte Polo Harlekin hielten das Interesse der Kunden wach.

Der Kleinwagen war nun mit zeitgemäßer Sicherheitsausstattung wie ABS und Fahrer- und Beifahrerairbag ausgestattet und verfügt auf Wunsch über ein Rolldach. Als Nachfolger des G40 gab es den 120 PS starken Polo GTI, der nicht nur dem Namen nach, sondern auch optisch dem großen Bruder nacheiferte.

Die im September 2001 vorgestellte vierte Generation wuchs im Vergleich zum Vorgänger nochmals deutlich. Zwar orientierte sich das Frontdesign mit den vier Scheinwerfern am Kleinstwagen Lupo, der Innenraum jedoch machte klar, dass es sich um ein vollwertiges, erwachsenes Auto handelte. Sowohl von den Außen- als auch von den Innenabmessungen her kam der Polo IV fast an den Golf II heran. Als Sonderausstattung war erstmals ESP verfügbar.

Die fünfte Generation kam 2009 auf den Markt und glänzte mit technischen Highlights wie Doppelkupplungsgetriebe und Touchscreen-Navigation. Um auch in diesem Segment von SUV-Boom zu profitieren, stellte VW 2010 den CrossPolo vor, der mit mehr Bodenfreiheit und Offroad-Optik Kunden locken sollte. Ins grobe Gelände sollte man angesichts des fehlenden Allradantriebs zwar nicht fahren, für den Einsatz im Großstadtdschungel taugt das Gefährt aber allemal.

Vor zwei Jahren feierte VW auf der Oldtimer-Messe Techno Classica das Jubiläum "40 Jahre Polo". Auch wenn die Konkurrenz stärker wird - der Polo behauptet sich nach wie vor gut in seinem Segment.

Übrigens: Die Produktion des Audi 50 endete 1978 nach nur vier Jahren. Sein ideeler Nachfolger, der 2010 eingeführte Audi A1, teilt sich wie schon sein Urahn die Plattform mit dem VW Polo.

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