Viele Fragen - wenige Antworten

BMW-Finanzvorstand Friedrich Eichiner hat in einem Interview mit der Wirtschafts- und Finanz-Wochenzeitung "Euro am Sonntag" über die zukünftige Modellstrategie des bayerischen Konzerns gesprochen – auch vor dem Hintergrund der Elektroauto-Offensiven der Konkurrenten Daimler und Volkswagen.

Darauf angesprochen, ob BMWs Vorreiterrolle in der Elektromobilität wegen der Vorstöße anderer Autobauer in Gefahr sei, antwortete der Manager zunächst ausweichend: "Wir lassen uns nicht davon leiten, was einzelne Wettbewerber ankündigen", sagte er dem Blatt: "Wir schauen auf das, was wir haben."

Mit BMW i habe man die Elektromobilität bereits vor drei Jahren in Serie gebracht. "Der i3 ist seit 2013 auf der Straße und hat gerade eine neue Batterie­generation mit mehr Kapazität und Reichweite bekommen. Wir haben die breiteste Palette von elektrifizierten Premium-Fahrzeugen im Markt", führte Eichiner weiter aus.

Als nächstes werde BMW die Elektro-Technologie in seine Kernmarken überführen. "2019 bringen wir einen batterieelektrischen Mini, ein Jahr später eine Version des BMW X3. Schon heute bieten wir Plug-in-Hybride vom Zweier über den X5 bis zum Siebener. Der neue Fünfer bekommt eine Plug-in-Hybrid-Version, die wenige Wochen nach der Markteinführung des Fünfers kommt."

Eichiner könne sich vorstellen, dass bis 2025 bis zu 25 Prozent des BMW-Absatzes elektrifizierte Fahrzeuge sein werden – jedoch nur, wenn bis dahin die Ladeinfrastruktur deutlich verbessert werde: "Das ist eine Aufgabe, die mehrere Industrien gemeinsam stemmen müssen. Auch die öffentliche Hand muss ihren Beitrag leisten. Wir nehmen dabei unsere Verantwortung ernst und tragen unseren Teil bei. Aber ohne In­frastruktur mit ausreichend Ladestationen werden die Kunden beim Umstieg zögern."

Auch zu neuer Konkurrenz, die etwa aus dem Silicon Valley in den Markt dringt, lässt sich Eichiner in dem "Euro am Sonntag"-Interview nichts Konkretes entlocken. Auf die Frage, wie BMW auf Teslas günstigen Model 3 reagieren werde, sagte er: "Wir nehmen jeden Wettbewerber ernst."

Zudem gehe man bei BMW davon aus, dass die Branche daran gemessen werde, wie sie Inno­vationskraft und Profitabilität vereine; "darin liegt eine große Stärke der BMW Group. Wir haben heute bereits die richtigen Produkte dazu auf der Straße und unter anderem mit batterieelektrischen Modellen des Mini und des X3 unsere nächsten Schritte skizziert."

Und wie steht es um das Design, mit dem Tesla viele Kunden begeistert? "Wir haben mit dem i3 nicht einfach ein Fahrzeug mit elektrischem Antrieb entwickelt – sondern Nachhaltigkeit in jeder Stufe von der Produktion bis zum Recycling verankert. Dazu gehört der Leichtbau mit dem hohen Karbonanteil ebenso wie Reifen mit geringem Rollwiderstand."

Außerdem habe man die Batteriegröße begrenzt, um eine Balance zwischen ausreichend Reichweite und minimiertem Energieeinsatz bei der sehr energieaufwendigen Batterieproduktion zu erreichen. Nun denn.

Zum Schluss geht es noch um BMW-Erzrivale Daimler: Die Stuttgarter werden in diesem Jahr erstmals seit zehn Jahren mehr Premiumautos verkaufen als die Münchner. Hat BMW gepennt? "Wir hatten 2016 wenig neue ­Modellanläufe. Wir haben das 100-jährige Jubiläum der BMW Group genutzt, um mit den Visionsfahrzeugen unserer vier Premiummarken einen Ausblick auf die Zukunft der Mobilität und unserer Designsprache zu geben." Wenn der neue Fünfer ab Februar verfügbar sein wird, werde das der Auftakt für eine stärkere Phase sein.

Nicht mal die erfolgreiche Mercedes S-Klasse vermag es offenbar, Eichiner aus der Reserve zu locken. "Sie müssen unser gesamtes Angebot sehen", beschwor er gegenüber dem Wochenblatt: "Oberhalb des Siebeners den Rolls-Royce, klar Marktführer in der obersten Luxusklasse. Wir bauen unser Angebot aus, ab 2018 mit dem X7. Wir haben viele Ideen, wie wir in dem Segment Marktführer werden." (mer)