München. Ablenkungsquellen im Straßenverkehr einschätzen und Fahrsituationen schnell erkennen und überblicken – dabei sollen Fahrsicherheitstrainer des Deutschen Verkehrssicherheitsrats (DVR) jetzt noch besser werden. Sie bekommen für ihre Arbeit Eye-Tracking-Brillen, die mit ihrem Blickerfassungssystem direkte Rückmeldung zum das Verhalten im Verkehr geben können.
Auf Grund der positiven Erfahrungen, die der DRV mit dem Eye-Tracker bei Voruntersuchungen hatte, sollen die Geräte ab 2016 für die bundesweit zirka 1800 Fahrsicherheitstrainer im Rahmen von Fortbildungen eingesetzt werden. Das Feedback der Fahrsicherheitstrainer war in Testläufen bereits äußerst positiv. Im September findet als nächster Schritt im Fahrsicherheitszentrum in Ingolstadt ein erstes DVR-Pilotseminar in statt, bei dem die Eye-Tracking-Brillen unterstützend zum Einsatz kommen sollen.Verkehrssicherheitsrat nutzt Eye-Tracker
Da 90 Prozent der Informationen im Straßenverkehr über das Auge wahrgenommen werden, lässt die Eye-Tracking-Brille den Fahrsicherheitstrainern direkt erfahren, was in einer spezifischen Fahrsituation passiert, wo Fehler liegen und wie man entsprechend reagieren kann. In den bisherigen Testreihen konnte die Eye-Tracking-Technik außerdem mit einigen Mythen im Straßenverkehr auf, die noch in den Köpfen vieler Fahrsicherheitstrainer oder auch Fahrlehrer verankert sind.
„Früher ging man beispielsweise immer davon aus, dass man dorthin fährt, wo man auch hinsieht. Diese Annahme ist – wie wir durch unsere Eye-Tracking-Messungen erfahren haben - allerdings so nicht ganz richtig, denn dann müsste man ja gegen ein Objekt wie eine Ampel fahren, wenn man auf sie blickt“, sagt Jürgen Bente, Referatsleiter für fahrpraktische Programme beim Deutschen Verkehrssicherheitsrat.Über die Eye-Tracker erhalten die Trainer wichtige Erkenntnisse, die ihnen bisher im Rahmen ihrer Ausbildung oder Praxis vielleicht noch nicht bewusst waren. Dieses State-of-the-Art-Wissen soll zukünftig direkt in ihre Arbeit einfließen und an die Teilnehmer der Fahrsicherheitstrainings weiter gegeben werden. In den Kursen lernen die Teilnehmer beispielsweise, wie man sich in kritischen Fahrsituationen (zum Beispiel eine schwierige Kurve) verhält und seine Geschwindigkeit, Lenkradhaltung und Blickrichtung entsprechend anpasst.
"Bei der Fahrt in bestimmten Fahrsituationen ist es wichtig, seine Blickführung gezielt auf die relevanten Punkte zu richten, was dazu führt, das man die Fahraufgabe viel besser erfüllen kann. Durch die Eye-Tracker erhalten die Trainer selbst Informationen über ihr Verhalten und können diese Erfahrungen später an ihre Kursteilnehmer weitergeben, um ihnen wichtige Tipps zur Verbesserung ihres Fahrverhaltens zu geben“, erklärt Jürgen Bente.
Die Geräte bieten den Trainern nicht nur Verbesserungspotential, sondern liefern auch wertvolle verkehrstheoretische Einblicke, wie zum Beispiel zum Thema ‚Vorausschauendes Fahren‘. So belegte der DVR in seinen Tests, dass der so genannte Fixationspunkt –der Punkt, auf den die Augen auf der Straße gerichtet sind – bei jedem Fahrer individuell ist und man eher dazu, neigt, ihn dichter an das Fahrzeug heran zu ziehen. Die bisher vorherrschende Meinung war, dass sich der Fixationspunkt mit Erhöhung der Geschwindigkeit immer weiter Richtung Horizont verschiebt.