Bremen. Zwei 40-Fuß-Container reichen aus: einer beinhaltet die Produktionstechnik, der zweite das Rohmaterial. Aufbauen lassen soll sich diese mobile Fabrik direkt vor den Toren des Automobilherstellers in 24 bis 48 Stunden. Dieser Ansatz des Automobilzulieferers Schlemmer GmbH aus Poing bei München überzeugte die Jury des VDA-Logistik-Awards, obwohl die Umsetzung gerade erst begonnen hat. Jury-Vorsitzender Prof. Dr. Wolfgang Stölzle, der die Auszeichnung im Rahmen des VDA-Logistikkongresses in Bremen überreichte, betonte: "Wir waren in der Jury hin und her gerissen zwischen Begeisterung und der Frage: Ist das wirklich umsetzbar?“. Die Begeisterung siegte. Stölzle betonte, das Konzept dieser "fliegenden“ Produktion sei innovativ nicht nur für die Automobilindustrie, sondern über die Automobilbranche hinaus.
Entscheiden musste die Jury aufgrund von Argumenten und Bildern. Denn die erste mobile Fabrik von Schlemmer steht nicht in Deutschland, sondern produziert im russischen Nischni Nowgorod vor den Toren eines Automobilwerks. Das zweite, dritte und vierte Projekt stünden unmittelbar vor der Umsetzung oder seien fest geplant, betonte Stölzle, Ordinarius am Lehrstuhl für Logistikmanagement der Universität St. Gallen. Der Preis, so betonte Stölzle, solle auch ein Ansporn sein, das Projekt der "containerisierten Produktion“ kontinuierlich voranzutreiben und "vielleicht auch auf Investitionsseite ein bisschen Budgeterweiterung zu betreiben, um die Umsetzbarkeit des Konzepts im europäischen Kontext unter Beweis zu stellen“.
Josef Minster, Vorsitzender der Geschäftsführung (CEO) der Schlemmer GmbH, beschrieb die Motivation zur Entwicklung dieses Konzepts so: "Wir stellen Wellschläuche her. Das ist viel gute bayerische Luft mit etwas Plastik drum herum.“ Und Luft durch die Gegend zu fahren sei teuer: "Container mit einem Warenwert von zirka 10.000 Euro“ für Kosten von bis zu 5000 Euro in entfernte Länder zu fahren, sei "wirtschaftlich nicht unbedingt klug“. Deshalb habe man einen Weg gesucht, die Produktion zum Kunden zu bringen.
VDA-Präsident Matthias Wissmann betonte bei der Preisverleihung: "Mit dieser Auszeichnung hat die Jury das Konzept einer mobilen Produktion prämiert, die schnell aufgebaut werden kann und damit die Lieferkette kontinuierlich aufrechterhält – ohne gleich in feste Produktionsanlagen investieren zu müssen.“ Wissmann hob weiter hervor: "Herausragende, innovative Logistikkonzepte können durch den Award zum Vorbild und zur Anregung für alle Unternehmen werden, die selbst nach kreativen und intelligenten Logistiklösungen suchen. Solche Konzepte leisten einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Automobilindustrie.“