Die möglichen Auswirkungen von US-amerikanischen Zollerhöhungen für die Weltwirtschaft und insbesondere die Automobilindustrie trüben den Ausblick und die Stimmung in der Branche ein.
Zudem belasten die Verzögerungen bei der Kfz-Zulassungen in Folge neuer Abgastests in Deutschland den kurzfristigen Ausblick, während die aktuellen Neuzulassungen weiterhin weltweit ein grundsätzlich positive Entwicklung zeigen.
Aus einem zunehmenden US-Protektionismus würden sich bedeutende negative weltwirtschaftliche Konjunktureffekte ergeben. Zwar sind diese zu relativieren, weil die USA trotz ihrer Wirtschaftsmacht aufgrund ihres geringen Offenheitsgrades eine überschaubare Bedeutung für den Welthandel haben; doch gerade in Deutschland könnten vor allem konjunktursensitive und exportorientierte Branchen wie die Automobilindustrie die Folgen von zusätzlichen US-Zöllen besonders spüren.
Hinzu kommt der intensive Fokus der US-Handelspolitik auf die Automobilindustrie, was neben Konjunktur- zusätzlich negative Brancheneffekte mit sich bringen könnte. Dies lässt den kurzfristigen Ausblick nicht unberührt.
So ist der Ein-Monatswert des IKB-Konjunkturtachos von 1,1 im Juli auf 1,0 Zähler für den August gesunken und signalisiert damit ein neutrales Konjunkturumfeld. Die Drei-Monatssicht bleibt unverändert bei 1,0 Punkten.
Sollte sich die jüngst beim Treffen zwischen EU-Kommissionspräsident Juncker und US-Präsident Trump angedeutete Entspannung in den Handelsbeziehungen zwischen den USA und Europa bestätigen, dürfte der IKB-Konjunkturtacho in den kommenden Monaten höhere Werte zeigen.
Eskaliert der Handelsstreit erneut, ist mit einem weiteren und möglicherweise deutlichen Rückgang des Indikators zu rechnen, da sich die Branchenaussichten dann eintrüben dürften.
Dennoch schätzt die IKB das kurzfristige Prognoserisiko ausgeglichen ein, wenn nicht sogar leicht nach oben gerichtet. Zweifel an der Belastbarkeit und der Nachhaltigkeit der Aussagen des US-Präsidenten bleiben allerdings bestehen.
Prognosewerte für August:
Ein-Monatsperspektive: 1,0
Drei-Monatsperspektive: 1,0
Der IKB-Konjunkturtacho - So funktioniert's:
Der IKB-Konjunkturtacho bewertet die konjunkturellen Rahmenbedingungen für die deutsche Automobilindustrie mit einem Wert zwischen 0 und 2. Diese Skala berücksichtigt die konjunkturelle Entwicklung seit dem Jahr 2000. Ein Wert von rund 1 deutet dabei auf ein neutrales Umfeld hin: die Konjunktur sendet für den betrachteten Zeitraum weder negative noch positive Signale.
Ist der Wert über 1, ist mit einem günstigen Konjunkturumfeld für die Automobilindustrie zu rechnen. Je näher der Wert an den höchsten Wert 2 (Konjunkturerholung nach der Finanzkrise, insbesondere Anfang 2011) herankommt, desto besser ist der Konjunkturausblick. Ein Wert unter 1 signalisiert hingegen ein herausforderndes Umfeld. Ist der Wert nahe an 0 (Finanzkrise Ende 2008), so ist der wirtschaftliche Ausblick besonders Besorgnis erregend. Grundlage der Berechnung sind Frühindikatoren wie das ifo Geschäftsklima für die Automobilindustrie und aktuelle Statistiken sowie Einschätzungen zu wichtigen Absatzmärkten und deren Einfluss auf die Umsatzentwicklung der deutschen Automobilindustrie. Diese wird ins Verhältnis zu einer konjunkturell neutralen Umsatzentwicklung gesetzt und auf einer Skala zwischen 0 und 2 kalibriert. Die Automobilwoche veröffentlicht das IKB-Konjunkturbarometer monatlich auf ihrer Website (Monats- und Dreimonatsperspektive) und quartalsweise in der Printausgabe (Dreimonats- und Jahresperspektive).