München. Jugendliche leben nicht immer dort, wo ihr gewünschter Ausbildungsberuf angeboten wird und es genügend Ausbildungsstellen gibt. Eine überregionale Rekrutierung könnte zum Ausgleich dieser Passungsprobleme beitragen und Betriebe mit rückläufigen Bewerbungs- und Ausbildungszahlen ebenso wie ausbildungssuchende Jugendliche unterstützen. Dies bestätigen die Betriebe in einer Betriebsbefragung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB). So schätzen 62,6 Prozent eine überregionale Rekrutierung als wichtig ein; 82,5 Prozent meinen, dass die Mobilität in fünf Jahren ein wichtiges Instrument zur Fachkräftesicherung sein wird.
Aber bei einer früheren BIBB-Schulabgängerbefragung bejahten lediglich 11,7 Prozent derjenigen, die gerade eine Ausbildung machten, sich auch mehr als 100 Kilometer außerhalb der Region beworben zu haben. Jugendliche, die zur Befragungszeit keine Ausbildung machten, dies aber beabsichtigten, hatten sich zu 15,8 Prozent überregional beworben.
„Jugendliche sollten daher verstärkt ermutigt werden, mobiler zu sein und sich auch um Ausbildungsplätze außerhalb ihrer Heimatregion bewerben. Außerdem sollte an der Einstellung der Jugendlichen zur Mobilität bereits in der Schule gearbeitet werden“, betont BIBB-Präsident Friedrich Hubert Esser. „Gleichzeitig müssen kleine und mittlere Unternehmen weiter sensibilisiert werden, sich auch über ihre Region hinaus um Auszubildende zu bemühen.“ So suchen etwa zwei von drei KMU ihre Auszubildenden in einem Radius von lediglich bis zu 20 Kilometern. Etwa ein Drittel sucht in einem Radius bis 100 Kilometer und nur 5 Prozent der Betriebe auch in einem Radius über 100 Kilometer.
Was für die Schulabgänger gilt, zeigt sich auch bei den Erwachsenen: Deutsche Berufstätige sind heimatverbunden. Die Mehrheit weigert sich, für einen neuen Job weit wegzuziehen. Die Generation Y ist dabei genauso lokal verwurzelt wie alle anderen Altersgruppen 43 Prozent der deutschen Berufstätigen sind nicht bereit für die Aufnahme eines neuen Jobs ihren Wohnort zu wechseln. Nahezu jeder Vierte (24 Prozent) würde immerhin innerhalb der eigenen Region (200 km) und nur acht Prozent würden in ganz Deutschland umziehen. Für die überwältigende Mehrheit, nämlich 75 Prozent, endet die berufliche Mobilität damit an den Landesgrenzen. Dies sind die Ergebnisse einer repräsentativen Studie, die Forsa im Auftrag von Xing durchgeführt hat.
Auffallend ist: Der berufliche Nachwuchs im Alter zwischen 18 und 29 Jahren – die sogenannte „Generation Y“ – steht den anderen Altersgruppen in puncto Heimatverbundenheit in nichts nach: 45 Prozent von ihnen möchten an ihrem aktuellen Wohnort bleiben, 24 Prozent in der Region, weitere 7 Prozent würden immerhin innerhalb von Deutschland umziehen. Auch zwischen den Geschlechtern gibt es nahezu keine Unterschiede.
Wie stark jemand lokal verwurzelt ist, hängt der Studie zufolge jedoch von der Position ab: Während 48 Prozent der Fachkräfte ohne Führungsverantwortung in ihrer Stadt bleiben wollen, sind es bei den Fachkräften mit Führungsverantwortung (Abteilungsleiter, Geschäftsführer, Direktoren) 37 Prozent. Mit elf Prozent sind auch Fachkräfte mit Führungsverantwortung stärker als Sachbearbeiter (5 Prozent) offen für einen Umzug in andere Länder weltweit. Für die Studie wurden bundesweit rund eintausend Selbständige, Arbeitnehmer, Freiberufler und Beamte befragt.