Umsatz wächst nur durch Zukauf

Ludwigsburg. Zum 75-jährigen Bestehen hat sich der Filterspezialist Mann + Hummel ein neues Technologiezentrum spendiert, das am Freitag mit viel Prominenz aus Politik und Wirtschaft eröffnet wurde. Doch die Feierlichkeiten finden in einer Zeit des Umbruchs statt. Der Zukauf des US-Unternehmens Affinia und die Restrukturierung, die auch Arbeitsplätze kostet, hinterlassen Spuren.

"Ich bedauere, dass wir hier am Standort Ludwigsburg 120 betriebsbedingte Kündigungen aussprechen mussten und unseren Mitarbeitern nicht die Zukunft bieten können, die sie sich erhofft haben", sagte Alfred Weber, Chef des Zulieferers, bei der Bilanzpressekonferenz. Sie wurde von lautstarken Protesten der betroffenen Beschäftigten begleitet.

Das Unternehmen hatte bereits zuvor angekündigt, 275 Stellen abzubauen. Die erforderliche Anzahl konnte aber über Abfindungen und Fluktuation nicht erreicht werden. In Ludwigsburg läuft die Fertigung von Saugrohren aus, da das Verfahren nicht mehr konkurrenzfähig ist. Auch in Bad Harzburg (Niedersachsen) und Sonneberg (Thüringen) waren 200 Jobs weggefallen.

Zwar hat das Unternehmen im vergangenen Jahr erstmals die Marke von drei Milliarden Euro geknackt und ist damit im Vergleich zum Vorjahr um mehr als neun Prozent gewachsen. Doch dazu haben maßgeblich günstige Währungseffekte beigetragen. Ohne diese wären es nur knapp vier Prozent gewesen – weniger als von Weber erhofft. Als Grund nannte er die schwachen Märkte in Brasilien und China sowie Kosten für die Restrukturierung und die Affinia-Übernahme. Der Gewinn (Ebit) schrumpfte von 150 auf 135 Millionen Euro. Die Umsatzrendite lag mit 4,5 unter den angepeilten sechs Prozent. "Dieses Niveau ist nicht befriedigend", so Weber.

Für das laufende Geschäftsjahr ist nicht mit einer nachhaltigen Besserung zu rechnen. Zwar wird der Umsatz durch die erstmals eingeflossenen Zahlen von Affinia auf knapp vier Milliarden wachsen. Um diesen Effekt bereinigt legen Umsatz und Gewinn aber voraussichtlich kaum zu, wie die ersten sechs Monate bereits gezeigt hätten. "Die Bäume wachsen nicht in den Himmel, aber auf längere Sicht wird die Affinia-Akquisition unser Umsatz- und Ergebniswachstum deutlich antreiben", so Weber. Affinia sei eine ideale Ergänzung etwa mit der Spezialisierung auf Filter für schwere Nutzfahrzeuge.

Im neuen Technologiezentrum, für das rund 30 Millionen Euro investiert wurden, sind zukünftig neben Teilen der Verwaltung mit 450 Mitarbeitern auch etwa 100 moderne Prüfstände für die Produkte untergebracht. Außerdem zeigt ein kleines Museum die wechselvolle Geschichte des Unternehmens. Mit Affinia beschäftigt Mann+ Hummel inzwischen weltweit über 20.000 Mitarbeiter an rund 70 Standorten.