Eine Woche Urlaub am Stück, mehr trauen sich viele Geschäftsführer und Führungskräfte nicht - und selbst in der knappen Zeit checken sie ihre Mails und sind trotz Zeitverschiebung jederzeit telefonisch erreichbar. Andreas Nau kennt das nur zu gut: Er und seine beiden Geschäftsführer-Kollegen von Easysoft dachten vor zehn Jahren auch, dass ihre IT-Schmiede lediglich zwei Wochen pro Jahr ohne sie auskommt.
Inzwischen weiß der 53-jährige Schwabe aus eigener Erfahrung, dass Erholung erst in der dritten Woche einsetzt. Unternehmensberater Manuel Marburger stimmt dem grundsätzlich zu: „Nach dem Urlaub sind wir frischer und leistungsfähiger.“ Außerdem schaffen freie Tage Raum für neue Ideen, der im operativen Alltagsgeschäft nur mühsam geschaffen werden kann.
Im November 2015 waren alle drei Easysoft-Geschäftsführer für eine Woche gemeinsam segeln. Das funktioniert, weil sie das Unternehmen seit 2008 schrittweise stärker strukturieren, Jahresziel vereinbaren und die Mitarbeiter selbständig arbeiten. Und weil Gesunderhaltung ein Unternehmenswert ist, haben die drei wie alle Mitarbeiter, die mindestens seit fünf Jahren in der Firma arbeiten, 30 Tage Urlaub. Zusätzliche Regelung: Urlaubstage, die die drei Chefs nicht nehmen, fallen den Kollegen zu. „Das ist noch nie passiert“, lacht Nau. Regelmäßiger Urlaub als gegenseitige Vereinbarung.
Um den Urlaub zu genießen, suchen manche nach einem Domizil ohne WLAN und Internetverbindung. Doch das wird zunehmend schwieriger. Deshalb lässt eine Führungskraft eines Personaldienstleisters ihren beruflichen Blackberry gleich zu Hause liegen und nimmt lediglich ihr privates Handy nach Sizilien, Goa oder New York mit. Ausgewählte Personen, vor allem die Vertretung, kennen diese Nummer und die private Emailadresse für echte Notfälle. Damit ist die Urlaubsruhe weitgehend geschützt, denn: „Jede Mail reißt uns wieder in die Berufswelt“, weiß Marburger. Wenn dieses System zwei Wochen funktioniert – die Vertretung erledigt einen Großteil der Mails -, dann sollte der Urlauber überlegen, ob er diese Regelung nicht gleich im Alltag einführt. Denn 85 Prozent aller Mails kann ein Assistent erledigen und filtert für seinen Chef die wichtigen Mails raus.