Turbomotor für den Wandel

Helle Räume, Gesprächsinseln mit Sofas, bunte Post-Its an den Wänden und natürlich der obligatorische Tischkicker: Bosch hat am Standort Feuerbach in Stuttgart einen neuen IT-Campus eröffnet. Hier sind rund 2000 der weltweit 7500 IT-Beschäftigten gebündelt. Neue Arbeitsformen sollen den Wandel des Unternehmens in Zeiten von Industrie 4.0 beschleunigen. Für das Gebäude mit fünf Etagen und einer Fläche von 38.500 Quadratmetern hat das Unternehmen auf einem vorhandenen Grundstück rund 90 Millionen Euro investiert.

"Ging es früher hauptsächlich darum, die weltweite IT-Infrastruktur von Bosch zu erweitern oder PCs und Monitore bereitzustellen, konzentriert sich der Bereich immer stärker darauf, innovative IT- und Softwarelösungen bereitzustellen", sagte Bosch-Finanzchef Stefan Asenkerschbaumer vor Journalisten. "Der Campus ist das neue Herz der IT, von dem wesentliche Impulse für die Transformation kommen."

Bosch will im Zeitalter des Internet of Things (IoT) eine führende Rolle einnehmen. So seien bereits 50 Prozent aller elektronischen Produkte von Bosch internetfähig, bis 2020 sollen es ausnahmslos alle sein. Dafür müssen einerseits Waschmaschinen oder Fahrzeuge mit den entsprechenden Sensoren ausgestattet werden. Es bedarf aber auch der IT-Systeme, die die entstehenden Daten angepasst auf das jeweilige Produkt verarbeiten können. "Auch die IT muss sich wandeln und schon im Vorfeld Beratung anbieten, damit wir schneller die Markteinführung erreichen", so Asenkerschbaumer.

Für die Projekte steht beispielsweise ein User-Experience-Studio zur Verfügung, wo zusammen mit Anwendern bereits in einer frühen Phase getestet wird, ob die Lösung auch den Praxistest besteht. In einer Werkstatt lassen sich mit Hilfe eines 3-D-Druckers schnell erste Prototypen für die Erprobung erstellen. Was Bosch dabei auszeichne, sei die Bandbreite der Themen, die das Unternehmen abdecke.

Damit kann der Konzern Bewerber locken, obwohl auch Autohersteller und viele andere Unternehmen händeringend IT-Fachkräfte suchen. "Für viele Talente ist heute entscheidend, wie spannend das Umfeld ist", sagt IT-Chef Elmar Pritsch. Dennoch sucht auch Bosch rund um den Globus IT-Experten "im vierstelligen" Bereich. "Wir haben nicht genügend Absolventen von den Universitäten und müssen hier deutlich mehr tun", mahnt Pritsch.

Auf der anderen Seite setze sich bei deutschen Unternehmen zunehmend die Einsicht durch, dass nicht jeder alles alleine machen muss. "Wir sehen eine deutlich erhöhte Bereitschaft zur Zusammenarbeit, auch wir selbst bieten viele unserer Lösungen als offene Marktplätze an." Der Wettbewerb orientiere sich in Zukunft weniger an einzelnen Firmen als vielmehr an Kompetenzfeldern.

Um die Verknüpfung zwischen den jeweiligen Geschäftsbereichen und der IT-Abteilung zu gewährleisten, setzt Bosch Business Chief Digital Officers ein, die ihre Anforderungen etwa aus dem Industrie- oder Mobilitätssektor einbringen. Sie sollen einen schnelleren Wissenstransfer ermöglichen.

Zur Ausstattung des neuen IT-Campus zählen auch die neuesten Geräte für die Mitarbeiter. So können sich Mitarbeiter im IT-Space, quasi dem hauseigenen Mediamarkt, speziell auf die Bedürfnisse zugeschnittene Tablets, Notebooks oder PCs auswählen. Dazu zählt etwa auch ein iPhone 7, das privat genutzt werden kann.

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