"Tesla ist mutig"

München. Der Elektroauto-Hersteller Tesla stattet seine Fahrzeuge bald per Software-Upgrade mit Autopilot-Funktionen aus. So sollen die Fahrzeuge unter anderem selbst die Spur wechseln und den richtigen Abstand halten können. Jan Burgard, Geschäftsführer bei der Unternehmensberatung Berylls Strategy Advisors ist das davon überzeugt, dass die deutschen Fahrzeughersteller so etwas auch können. "Aber sie setzen es bislang nicht um."

Den Grund dafür sieht er darin, dass es den Herstellern derzeit an Mut und an Angeboten fehlt, um den Kunden überzeugend vermitteln zu können, warum bestimmte Komponenten in einem Auto zwar verbaut sind, diese aber erst durch ein nachträgliches Software-Update freigeschaltet werden.

"Sie möchten Kunden nicht das Gefühl geben, zu viel für ihr Fahrzeug bezahlt zu haben, weil ihnen bestimmte Funktionen vorenthalten werden, bis sie ein Software-Upgrade erwerben", so Burgard. Zudem seine noch einige technische Hausaufgaben in der Fahrzeug- sowie Backend-Infrastruktur zu erledigen. Unterdessen stelle sich Tesla einmal mehr "als innovativer Underdog der Autoindustrie dar".

Sein Geschäftsführungskollege Jan Dannenberg hält die Tesla-Ankündigung indes für einen "Sturm im Wasserglas". "Die etablierten Autohersteller beherrschen die von Tesla angekündigten Fahrfunktionen auch setzen sie in einer Vielzahl unterschiedlicher Modelle ein."

Die Freischaltung via Software-Update sei technisch nicht revolutionär, "jedoch neu für den Kunden", erläutert Dannenberg. Er könne verstehen, dass andere Fahrzeughersteller erst nach einem ganzheitlichen betriebswirtschaftlichen Konzept für derartige Funktionen suchen, bevor sie als vermeintliche Neuerung positioniert werden.

Nach Einschätzung von Andreas Radics, ebenfalls Geschäftsführer bei der Unternehmensberatung, sollten die Autohersteller Tesla "nicht fürchten, aber durchaus ernst nehmen". Doch aktuell treibe Tesla die Premiumhersteller Daimler, BMW und Audi vor sich her, "ganz besonders in Kalifornien". Dort hätten die deutschen Oberklasse-Fahrzeuge gegen Tesla einen schweren Stand. Das sei einerseits dem innovativen Elektroantrieb geschuldet, andererseits der Nähe zur Consumer Electronics, die Tesla sucht.

"Bei einer neuen Software, die Funktionen freischaltet, haben Kunden das Gefühl, das Fahrzeug ist immer auf dem neuesten Stand, so wie sie es von ihrem Smartphone kennen, wenn dort ein neues Betriebssystem installiert wird. Tesla inszeniert sich geschickt als Speerspitze der Mobilität. Und Telsa ist mutig."

Berylls Strategy Consultangs ist aktuell in einer repräsentativen Befragung zum Gesamtsieger der Studie "Hidden Champions der Unternehmensberater 2015" gewählt worden. Diese Untersuchung wird alle drei Jahre von einem unabhängigen Expertengremium unter der Leitung von Dietmar Fink, Leiter der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Management und Beratung WGMB, durchgeführt.

Auch in der Kategorie "Automotive Consulting" belegten die Münchner den ersten Platz. In der Studie werden die Kompetenzen von spezialisierten Unternehmensberatungen mit den großen Beratungshäusern McKinsey, Boston Consulting und Roland Berger verglichen.