Noch ist China der größte und wichtigste Markt für die globalen Autohersteller - auch und gerade in punkto Elektromobilität. Doch die Wachstumskurven werden flacher und die Hersteller müssen sich schon jetzt Gedanken darüber machen, welche weißen Flecken sie auf der Auto-Landkarte noch besetzen können.
Für die Volumen-Champions ist das längst klar: Die Reise geht nach Indien. Die Strategieberatung Berylls aus München rechnet im indischen Markt bis 2020 mit einem durchschnittliches Wachstum von mehr als zehn Prozent.
Der Marktbeobachter IHS rechnet 2023 mit rund 6,2 Millionen verkauften Fahrzeugen pro Jahr. 2016 waren es 3,4 Millionen und damit etwa so viele wie in Deutschland. In Indien sind allerdings Light Vehicles wie etwa Transporter und Kleinlaster mit eingerechnet. So oder so: Während sich die japanischen Hersteller längst in Indien positioniert haben, hat Volkswagen etwa lange gezögert und will jetzt mit Tata eine strategische Partnerschaft eingehen. Kia hat den Bau eines Werkes für 1,1 Milliarden Dollar angekündigt und auch PSA soll wieder in den indischen Markt einsteigen. Wie in China ist Indien für Elektroautos prädestiniert - zumindest auf lange Sicht. Die Luftverschmutzung ist hoch, die Städte ersticken in Staub und Schmutz.
Ein Markt also auch für Elektropionier Tesla? Leider nein. Chef Elon Musk erteilte dem Land nun eine Absage. Der Tesla-Gründer erklärte via Twitter, entsprechend der indischen Gesetze müssten 30 Prozent aller Bauteile aus Indien stammen. „Die Versorgungslage in Indien stimmt noch nicht, um einen solchen Wert sicherzustellen“, fügte er hinzu.
In den vergangenen Monaten hatte er zweimal erklärt, Tesla wolle so bald als möglich nach Indien kommen und arbeite auch daran, ein landesweites Netz von Ladestationen aufzubauen. Die Versorgung mit elektrischer Energie dürfte ein großes Problem werden, noch sind weite Teile des Subkontinents infrastrukturell kaum oder schlecht erschlossen.
Zweites Manko: Das Preisniveau für Fahrzeuge. In Indien lassen sich vornehmlich sehr günstige Autos ziwschen 5000 und 5000 Euro verkaufen.
Die geringen Budgets machen sich auch in allen Produktgruppen bemerkbar. So liegt der Durchschnittspreis für Smartphones in Indien bei etwa 150 Dollar. Nach jahrelangem Hin- und Her steht deshalb nun auch der i-Phone-Produzent Apple vor dem Eintritt in den Wachstumsmarkt Indien.
Die deutsche Wirtschaft würde übrigens nach einer Studie des Ifo-Institut im Auftrag der Bertelsmann Stiftung massiv von einem Freihandelsabkommen zwischen der EU und Indien profitieren. Deutschland könne in diesem Fall mit einem um jährlich 4,6 Milliarden Euro höherem Bruttoinlandsprodukt kalkulieren, so die Prognose. Das sei das höchste mögliche Plus innerhalb der EU nach Großbritannien mit 4,8 Milliarden Euro. Das Vereinigte Königreich unterhält aufgrund seiner Kolonialgeschichte besonders enge wirtschaftliche Beziehungen zu Indien.
(ree)
Lesen Sie auch: