Tesla-Arbeiter stimmten für Austin

Elon Musk ist nicht als sonderlich demokratisch gesinnter Unternehmenschef bekannt. Als es um den Standort der neuen Fabrik in den USA ging, hat er jedoch seine Mitarbeiter befragt. "Ich ging mit meinem Team durch die Halle und fragte "Wo wollt ihr eure Zeit verbringen? Wohin wollt ihr umziehen?" Austin war ihre erste Wahl", sagte Musk im Interview mit der "Automotive News".

Tesla hat im vergangenen Monat bekannt gegeben, seine zweite US-Fabrik in Austin eröffnen zu wollen. Bisher baut das Unternehmen Elektroautos in Fremont in Kalifornien und Batterien in Nevada. Eine zweite Autofabrik ist vor einigen Monaten in Schanghai eröffnet worden, eine weitere entsteht gerade in Grünheide in der Nähe von Berlin.

Neben den bekannten Baureihen Model 3 und Model Y sollen in Austin auch der Cybertruck und der Semi gebaut werden. "Es ist höchste Zeit, dass wir eine zweite Autofabrik in den USA bauen", sagte Musk.

Er geht davon aus, dass die Produktion langfristig ein großer Vorteil für Tesla sein wird. Zwar gab es beim Anlauf des Model 3 Probleme, inzwischen habe man jedoch dazugelernt. In Zukunft würden auch andere Autohersteller autonom fahrende Autos anbieten und dann müsse Tesla bei der Produktion besser sein als diese. Eine Verbesserung der Effizienz um 1000 Prozent hält er für möglich, um 10.000 Prozent für denkbar. Momentan laufe die schnellste Autoproduktion etwa mit einem Fünftel der Geschwindigkeit eines Fußgängers – "das ist nicht besonders schnell". In vier oder fünf Jahren werde es wohl eine weitere Fabrik in den USA geben, wahrscheinlich im Nordosten des Landes.

Das Hauptquartier des Elektroauto-Herstellers wird auf absehbare Zeit in Kalifornien bleiben. Die große Mehrheit der Manager und Arbeiter lebe dort, sagte Musk zu Begründung. Weil er sich über die vorübergehende Schließung der Fabrik während der Corona-Krise geärgert hatte, hatte er vor einigen Monaten mit dem Wegzug aus dem Bundesstaat gedroht. Noch immer störe ihn die Vielzahl an Regelungen und Behörden, sagte Musk.

Neben Cybertruck, Semi und Roadster könnte es künftig auch einen kompakteres Modell sowie einen Van oder Minivan geben, der entweder zur Fracht- oder zur Personenbeförderung dienen könnte. Allerdings müsse dieser gut aussehen, bisher gebe es keinen gutaussehenden Minivan auf dem Markt. Langfristig kann Musk sich vorstellen, dass Tesla 20 Millionen Fahrzeuge pro Jahr baut. Momentan kommen die weltgrößten Autobauer Volkswagen und Toyota jeweils auf etwas mehr als zehn Millionen.

Den Cybertruck hat Tesla ohne jede Kundenbefragung entwickelt: "Ich wollte einen futuristischen Kampfpanzer, etwas, das aussieht, als käme es aus "Blade Runner" oder "Aliens" und das gleichzeitig funktionell ist." Sollte das ungewöhnliche Design des Pick-ups nicht den Geschmack der Kunden treffen, könne das Unternehmen problemlos ein Modell entwickeln, das aussehen würde wie alle anderen Pick-ups auf dem Markt. Inzwischen liegen jedoch schon mindestens 200.000 Reservierungen für das Fahrzeug vor.

Über den Aktienkurs von Tesla macht Musk sich seiner Aussage zufolge keine Gedanken: "Worauf es wirklich ankommt, ist, großartige Autos zu bauen und die Kunden glücklich zu machen."

Musk geht davon aus, dass in zehn Jahren wahrscheinlich alle oder fast alle Autos autonom fahren werden. Bis der komplette Fahrzeugbestand ausgetauscht sei, werde es jedoch noch Jahrzehnte dauern. "Selbst wenn ab morgen alle Autos elektrisch und autonom fahren würden, würde es 20 Jahre dauern, den Bestand auszutauschen."

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