Neben dem E-Auto und dem Autonomen Fahren sind neue Mobilitätslösungen ein heißes Thema in der Branche.
Besonders das Carsharing wird als die Zukunft des städtischen Verkehrs gepriesen. Autohersteller wie Volkswagen (WeShare), Daimler (Car2Go) und BMW (DriveNow) haben in den vergangenen Jahren eigene Angebote aufgebaut.
Eine Studie, von der die "Süddeutsche Zeitung" (SZ) exklusiv berichtet, spricht dem Carsharing nun aber den Nutzen ab. "The Demystification of Carsharing" ist der vielsagende Titel der Arbeit. Tatsächlich sei die Wirkung in vielen deutschen Städten begrenzt. Auch der ökologische Nutzen sei "überschaubar".
Zwar steigt die Zahl der bei Carsharing-Diensten registrierten Benutzer kontinuierlich. Doch sei die vor Jahren ausgegebene Zahl der durch Carsharing eingesparten Privatautos utopisch gewesen – ebenso wie die angestrebten Erlöse.
"Es gibt einen Wettbewerb zwischen sehr vielen Anbietern und erste Konsolidierungsversuche. Die Fusion von Car2Go und DriveNow ist auch aus einer ökonomischen Notwendigkeit geboren", zitiert die "SZ" Wulf Stolle, Partner bei der Unternehmensberatung A.T. Kearney, bei der die Studie entstanden ist.
Carsharing sei ein "Geschäftsmodell mit rasierklingendünnen Margen", das sich in den meisten Städten Deutschlands nicht rechne, weil dort die kritische Bevölkerungsdichte von mindestens 3000 Personen pro Quadratkilometer nicht erreicht werde.
Weiter rechnet Stolle dem Blatt vor: "Selbst wenn jeder Mensch, der in den dicht besiedelten Hot Spots von München, Hamburg, Berlin, Frankfurt, Stuttgart lebt, auf sein Fahrzeug künftig verzichten und nur noch sharen würde, dann ließen sich in Deutschland gerade einmal fünf Prozent der Fahrzeuge reduzieren." Das gelte auch für andere europäische Länder.
Beim anvisierten ökologischen Nutzen des Carsharings ist die Studie außerdem skeptisch. Durch zusätzliche Flotten in Ballungszentren mit ohnehin schon dichtem Autoverkehr verschärfe sich die Parkplatz-Knappheit; auch könne es dadurch zu mehr Staus auf den Straßen kommen.
Weil der Preiskampf der Anbieter für die Nutzer teilweise extrem niedrige Kosten bedeute, stiegen manche zudem von den öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Fahrrad auf das Carsharing-Auto um. Das ist laut "SZ" einer der Gründe, warum die ökologische Musterstadt Stockholm beim Carsharing auf der Bremse steht. (mer)
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