Genf. Selten zeigte sich die Autobranche in besserer Verfassung als auf dem diesjährigen Genfer Salon. Vorstände verkünden Rekordergebnisse, Aktienkurse sind auf All-Time-High, die Modellvielfalt ist groß wie nie. Supersportwagen im vierstelligen PS-Bereich drehen sich im Rampenlicht neben Null-Emission-Elektroautos und praktischen Vans für Familienväter. Auch die Anzahl an Concept Cars gilt gemeinhin als Spiegel für die gute Stimmung. Es sind über ein Dutzend. Allein aus dem Volkwagen-Konzern kommen vier Exemplare, ein SUV von Seat, eine Schräghecklimousine von Audi, ein zweisitziges Coupé von Bentley und viertüriges Coupé von VW. Sie alle sind keine Fingerübungen, sondern geben Hinweise auf zukünftige Serienversionen. Seat will nach dem Tiguan-Ableger noch ein größeres SUV platzieren, Audi zeigt, wie ein Luxuskombi aussehen könnte, Bentley plant einen Sportwagen unterhalb des Continental und VWs Sport Coupé CC Concept GTE wird das Bindeglied zwischen Passat und Phaeton. Gleichzeitig gilt das Modell als „Botschafter der neuen Linie von VW“, wie Entwicklungschef Jakob-Heinz Neußer es ausdrückt.
Mit gewagten Linien verblüffen auch die Japaner. Die schönsten kommen von Nissan. Der Sway soll vorgeben, wie der nächste Micra aussehen kann. Lexus greift mit der Studie LF-SA den Lifestyle-Bestseller Mini an und Suzuki überrascht mit einer Kleinwagen-Allrad-Studie namens i-M4. Netter und hübscher Versuch. Gleiches gilt für den Mitsubishi Concept XR PHEV II. Ziemlich schräg, ziemlich gewagt und ziemlich sicher der nächste ASX. Konkurrenz kommt gleich von nebenan, von Infiniti. Nissans Edeltochter drängt sich mit der SUV-Studie QX30 ins Kompaktsegment. 2016 soll es so weit sein.
Kompakte SUV und Crossover bleiben klar die Lieblinge der Autofahrer. Hyundai löst mit Tuscon den ix35 ab, Renault schickt den Kadjar ins Rennen, den Bruder des Nissan Qashqai. Und selbst Ssangyong wagt sich aus der Deckung. Schon im Juni wollen die Koreaner mit dem sehr eigenwillig gestylten Tivoli auf Kundenfang gehen. Seit Januar läuft das kompakte SUV in Korea vom Band. Der Preis soll bei unter 17.000 Euro starten. Zur Auswahl stehen ein Benziner und ein Diesel. Letzteren hat AVL entwickelt.
Der Motorenspezialist bei Mercedes heißt AMG. Die Affalterbacher Tuning-Schmiede lässt zum Messeauftakt kräftig den Rennmotor im GT3 AMG aufheulen. Dafür zeigt die Mutter Öko-Bewusstsein, in Form der C-Klasse Plug-in-Hybrid sowie der technisch identischen V-Klasse. Letztere ist noch eine Studie. „Wir können bei Bedarf aber schnell reagieren“, verspricht ihr Chef Volker Mornhinweg. Star unter den Stuttgarter Sternen aber dürfte der Mercedes S 600 Pullman sein, ein 6,50 Meter langer Luxus-Liner in Anlehnung an die Pullman-Tradtion aus den 60er-Jahren.