Die Staatsanwaltschaft München hat am Mittwoch im Rahmen der Razzia bei Audi auch Räume der US-Kanzlei Jones Day durchsucht. Das berichtet die Wirtschaftszeitung "Handelsblatt", VW bestätigte und kritisierte die Durchsuchung. Der Zeitung zufolge waren die Beamten auf der Suche nach Unterlagen, die Aufklärung über den Betrug bei Abgaswerten von Dieselautos geben. Das Handelsblatt bezieht sich auf mit den Vorgängen vertrauten Kreisen. Die Kanzlei Jones Day wurde von Volkswagen im Oktober 2015 mit der internen Ermittlung des Skandals beauftragt. Mitarbeiter der Kanzlei zählten den Kreisen zufolge nicht zu den Beschuldigten, sondern gelten lediglich als Zeugen, so das Handelsblatt.
Volkswagen erklärte dazu: "Wir halten das Vorgehen der Staatsanwaltschaft München in jeder Hinsicht für inakzeptabel." Die Durchsuchung einer vom Unternehmen beauftragten Rechtsanwaltskanzlei verstoße klar gegen die rechtsstaatlichen Grundsätze. "Dies hat auch das Bundesverfassungsgericht im Fall einer anderen Kanzlei ausdrücklich hervorgehoben. Wir werden mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln hiergegen vorgehen."
Durchsuchungen bei Kanzleien sind in Deutschland in keinster Weise üblich. Wie das Handelsblatt berichtet, sollen die Münchener Staatsanwälte unzufrieden mit der Kooperationsbereitschaft des Unternehmens gewesen sein. Sie hätten demnach nur "häppchenweise Unterlagen erhalten". Daher habe man sich für die Durchsuchung entschlossen.
Usprünglich hatte Volkswagen angekündigt, den von Jones Day angefertigten Bericht veröffentlichen zu wollen. Nach der Veröffentlichung des so genannten "Statements of Facts", das die US-Behörden im Zuge des Vergleichs mit dem Konzern veröffentlicht hatten, hatte man aber davon abgesehen. Die Erkenntnisse der vom Konzern beauftragten Juristen seien in das "Statement of Facts" eingeflossen, dieser sei öffentlich zugänglich, ein separater Bericht daher nicht notwendig, so Volkswagen.
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