Staatsanwalt ermittelt gegen Renault

Paris. Nach elf langen Untersuchungsmonaten haben die damit beauftragten französischen Behörden den mutmaßlichen Manipulationsvorwurf gegen Dieselmotoren von Renault der Staatanwaltschaft übergeben. Wirtschaftsminister michel Sabin und Industriestaatssekretär Christophe Sirugue teilten am Mittwochabend mit, die bisherigen Untersuchungsergebnisse seien schwer genug, um sie der Staatsanwaltschaft zu übergeben.

"Die detaillierten Ergebnisse der Untersuchungen wurden der Staatsanwaltschaft von Nanterre übergeben," hieß es in einer nüchternen Mitteilung der Regierungsvertreter. Eine weitergehende Einschätzung zu den Vorwürfen war von ihnen zunächst nicht zu hören.

Renault reagierte umgehend auf die Eröffnung eines regulären Ermittlungsverfahrens.

Das Unternehmen respektiere die europäischen und französischen Gesetze, betonte der Konzern. Alle Fahrzeuge von Renault seien stets nach gültigem Recht homologisiert worden.

"Die Fahrzeuge von Renault sind nicht mit Manipulationssoftware ausgestattet, um geringere Emissionen vorzutäuschen", betonte der Hersteller.

Im übrigen liege es nun an dem europäischen Gesetzgeber, den künftigen Messzyklus Euro6d konkret zu definieren.

Renault hatte nach dem Auftauchen der Vorwürfe über erhöhte Schadstoffausstöße im März diesen Jahres vor einer staatlichen Kommission einen Plan vorgelegt, um die Stickoxide (NOx) nach dem derzeit gültigen Messzyklus Euro6b weiter zu reduzieren.

Fachleute des Analyseinstituts IFPEN hatten im staatlichen Auftrag unter anderem den Renault Captur mit Dieselmotorisierung überprüft und "beunruhigende" Ergebnisse festgestellt. Bei der Vorbereitung der eigentlichen Messfahrt hatten die Ingenieure statt der üblichen Probefahrt bei konstanter Geschwindigkeit eine Probefahrt mit wechselnden Geschwindigkeiten vorgenommen. Daraufhin hatte sich bei der Messfahrt der NOx-Filter nur ein Mal innerhalb von 20 Minuten gereinigt. Normalerweise reinigt sich dieser Filter softwaregesteuert vier Mal innerhalb von 20 Minuten.

Fündig wurden die IFPEN-Ingenieure auch bei einem Clio IV mit Euro5-Homologisierung. Die Abgasrückführung (EGR) wurde bei dem getesteten Modell nur aktiv, wenn die Eingangstemperatur der Luft zwischen 17 und 35 Grad Celsius beträgt. Bei einem normalen Betrieb unter sommerlichen Bedinungen wurde die Abgasrückführung somit überhaupt nicht aktiv.